Als Samsung diesen Februar seinen «Unpacked»-Event für seine neuen Smartphones durchgeführte, waren alle Augen auf das faltbare «Galaxy Fold» gerichtet. Klar, neben der Design-Neuheit war das «Galaxy für den Alltag», das Samsung Galaxy S 10, vom Aufbau her viel konservativer ausgerichtet. Ein Riegel aus Glas und Aluminium, dazu eine Loch-Aussparung auf der Vorderseite für die Selfie-Kamera. Traditionelles Smartphone-Design eben – dafür aber auch mit weniger unliebsamen Überraschungen gespickt.
Und nachdem das eher experimentelle «Galaxy Fold» nach einem kleinen «Foldgate» nun verzögert auf den Markt kommt, bleibt uns mehr Zeit, unseren Alltag mit dem aktuellen Flaggschiff, dem Galaxy S10 und dem Galaxy S10+ sowie dem «Budget-Modell» Galaxy S10e zu bestreiten. «Techgarage» hat S10+ und S10E einem Test unterziehen können und findet: Mehr Galaxy braucht’s für den Moment nicht.
Das Galaxy-Universum als Konstante
Vor zehn Jahren, im Juni 2009, kam das samsung_galaxy_s»>Galaxy S von Samsung auf den Markt. Das war zwei Jahre, nachdem apple das iPhone lanciert hatte – und Android-Smartphones standen damals ganz am Anfang ihrer Popularität. Heutzutage hingegen laufen fast drei Viertel aller weltweit eingesetzten Smartphones auf dem Google-Betriebssystem. Das ist auch Samsung zu verdanken: apple schien mit dem iPhone und seinem super polierten iOS der Konkurrenz um Jahre voraus. Das iPhone 3GS schien 2009 konkurrenzlos. Andere Spitzen-Smartphones waren im Jahre 2009 etwa das Nokia N900, das Sony Ericsson Satio oder das Blackberry 8520. Die meisten Hersteller aus dieser Zeit produzieren heutzutage keine Smartphones mehr – oder jedenfalls nicht mehr unter eigenem Namen.
Nicht so Samsung: Ich erinnere mich zwar gut, als ich das erste Mal ein Galaxy S eines Kollegen in den Händen hielt und es mit dem iPhone 3G eines anderen Kollegen verglich. Puncto Verarbeitungsqualität und Benutzerführung war es zwar meilenweit hinter dem Apple–Handy, doch hatte ich damals das erste Mal das Gefühl, aus Android könne auch mal etwas Anständiges werden.
Samsung: Stetige Iteration und Verbesserung
Zehn Jahre später wiege ich das Galaxy S10+ in meiner Hand und möchte es kaum mehr weglegen. Aus dem 4-Zoll-Display mit 480 x 800 Pixel Auflösung ist ein 6,4″, 3040 x 1440-Pixel-Screen geworden. Konnte man damals zwischen 2 und 16 Gigabyte (GB) Speicher wählen, sind heute zwischen 128 GB und einem Terabyte (TB) verbaut. Und hätte mir jemand 2009 gesagt, dass wir zehn Jahre später mittels 5G Filme in höchster Auflösung auf unser Handy streamen, hätte ich’s wohl kaum geglaubt.
Ganz einfach so sind wir jedoch nicht auf dieses Niveau gekommen: Samsung war mit seiner Galaxy-Reihe über die 10 Jahre massgeblich daran beteiligt, dass Smartphones heute die eindrücklich designten Computer und Digitalkameras für die Tasche sind, an die wir uns gewöhnt haben. Dem zugrunde liegt ein langer Prozess der steten Verbesserung, denn jedes Jahr gewannen die Samsung–Smartphones wieder ein neues Feature hinzu, was auch den Wettlauf mit anderen Herstellern am Laufen hielt. In dieser Zeit haben einige Mitbewerber den Schirm zugeklappt, andere – wie Huawei oder OPPO — sind neu ins Rennen gestiegen. Aber Samsung hat im Smartphone-Markt die letzten zehn Jahre kontinuierlich die Messlatte etwas höher gelegt.
Galaxy S10: Das Smartphone mit den technischen Daten für heute?
Und nun sind wir beim Galaxy S10 angelangt – in meinem Fall das S10+ – und ich frage mich: Ist das das Phone der Zukunft? Ein Relikt aus der Vergangenheit? Oder einfach mein Handy für heute? Betrachten wir es also nochmal von aussen: Der erwähnte, brillante 6,4″ AMOLED-Screen, gepaart mit einem darunter liegenden «Ultrasonic Fingerprint Sensor», einem Dreifach-Setup von Kameras auf der Rückseite, eine doppelte Frontkamera, ein «Infinity-O» Displaydesign, HDR-10 Videoaufnahmen und als neuen Trick das vom Huawei Mate 20 Pro bekannte «Reverse Wireless Charging». Solide technische Daten – und definitiv einem Flaggschiff-Modell für dieses Jahr würdig.
Im Alltag bedeutet das: Ein Bildschirm, über den ich immer wieder gerne meine Finger gleiten lasse. Sei das, weil er so gross und leuchtend ist, oder weil das Glas auf den Seiten leicht gebogen ist. Auf jeden Fall stellt der Bildschirm alles extrem knackig und scharf dar.
Das Galaxy S10 Non-Plus wäre übrigens sehr ähnlich geschaffen – mit den kleinen Unterschieden von dem mit 6.1″ minim kleineren Bildschirm (bei gleicher Auflösung) und der einzelnen Frontkamera. Dafür fällt das «Infinity-O»-Loch, die Aussparung im Bildschirm, auch kleiner aus.
Welche Features des Galaxy S10 brauche ich im Alltag?
Ich bin ehrlich gesagt kein Fan der asymmetrisch angelegten «Infinity-O»-Designentscheidung. Das mit der «Notch» – der Bildschirmaussparung für die Selfie-Kamera – lösen andere Anbieter meiner Meinung nach schöner. Im Alltagsgebrauch fällt mir das Loch aber kaum mehr auf.
Noch immer bin ich ein Fan des Fingerabdruckscanners, und unter dem Bildschirm ist er definitiv besser aufgehoben als beispielsweise auf der Geräterückseite – wie letztes Jahr noch beim Galaxy S9.
Das «Reverse Wireless Charging» ist ein netter Partytrick, denn hier wird das Galaxy S10 zur Qi-Ladematte für andere, drahtlos aufladbare Geräte. Um schnell ein paar drahtlose Kopfhörer aufzuladen, mag dies sinnvoll sein. In der Praxis dauert das Aufladen grösserer Gadgets wie beispielsweise eines Smartphones aber zu lang. Und übertrieben gross ist der 4’100 mAh-Akku im Galaxy S10+ auch wieder nicht – so dass man sich den Saft lieber spart.
Wie gut ist die Kamera des Galaxy S10?
Dass die Kamera-Funktion im Smartphone immer wichtiger wird, ist kein Geheimnis. Kein Wunder: Die beste Kamera ist die, die man dabei hat. Und das ist beim Smartphone ja meistens der Fall. Entsprechend liefern sich auch die Smartphone-Hersteller einen Wettlauf um die besten Bilder. Eine Webseite, die sich auf Kameravergleiche unter Smartphones spezialisiert hat, ist «DxOMark». Auf deren Rangliste wird die Kamera des Galaxy S10+ mit 109 Punkten unter den Top 5 geführt, die des Galaxy S10 5G mit 113 Punkten teilt sich sogar den Spitzenplatz mit dem Huawei P30 Pro.
Verbaut sind auf der Rückseite drei Kameras: Eine 12-Megapixel (MP) Kamera mit einer Blende, die je nach Lichtbedingungen zwischen f/1.5 und f/2.4 wechselt, eine 16-MP–Weitwinkel-Kamera sowie eine 12-MP-Zoomkamera. In der Praxis bedeutet das ein äusserst vielseitiges Kamera-Setup, das im Alltag tolle Bilder liefert und dabei viele Möglichkeiten für Modi und Einstellungen bietet. Besonderes Augenmerk hat Samsung auch auf die Verbesserung von Aufnahmen in dunklen Lichtverhältnissen gemacht – auch wenn hier das Pixel 3 von Google die Nase noch vorne hat.
Galaxy S10e: Wieviel Verzicht kommt mit dem Budget-Modell?
Die kleinere und günstigere Ausführung der diesjährigen Galaxy S-Reihe, das Galaxy S10e, wartet mit einem ebenso brillanten AMOLED-Screen auf, allerdings macht die Diagonale von 5,8″ das Modell etwas kompakter. Auch die Auflösung ist mit 2280 x 1080 Pixeln etwas tiefer aus, was aber im Alltag kaum auffällt. Auffälliger hingegen, dass der Bildschirm auf den Seiten nicht gebogen ist. Die «Edges» sind meiner Meinung nach aber sowieso Geschmackssache. Auf meinen Android-Handys Galaxy S10+ und Huawei P30 Pro mag ich sie super gerne, bei meinem iPhone XS Max vermisse ich sie hingegen nicht.
Daneben wandert der Fingerabdruck-Scanner beim S10e von unter dem Screen auf die Seitentaste, ansonsten bleiben die meisten Features aber weiterhin erhalten. Das macht das Mini-Galaxy zu einem hervorragenden Smartphone für die rund 700 Schweizer Franken, die es heutzutage kostet. Für die «grossen» Modelle S10 und S10+ hingegen werden zwischen 899.- und 1’599.- Franken fällig.
Fazit: Mehr «Galaxy» braucht es heutzutage kaum
Die Mühen von zehn Jahren Entwicklung und Verbesserungen tragen Früchte: Samsung stellt mit der Galaxy S10-Reihe auch dieses Jahr wieder eines der besten Smartphones auf dem Markt. Und während die weitere Entwicklung des Prestige-Modells «Galaxy Fold» nach wie vor ungewiss ist, können wir die S10-Reihe guten Gewissens als Multi-Tool auch für anspruchsvolle Smartphone–Nutzer weiterempfehlen. 2019 braucht dein Smartphone noch keinen faltbaren Bildschirm.