Stell dir vor, der Akku deines Smartphones wäre so gross, dass du gar nicht weisst, was du damit anstellen sollst. Den Strom mit Freunden teilen, beispielsweise – weil am Ende des Tages noch so viel Saft vorhanden ist. Dabei waren wir doch bislang nur schon froh, wenn die Batterie bis zur nächsten Lademöglichkeit durchhielt.
Mit dem Mate 20 Pro zeigt sich Huawei punkto Akkulaufzeit selbstbewusst, denn dank der neuen «Reverse Wireless Charging»-Funktion wird das Smartphone zur Ladematte für andere Geräte. Doch dies ist nur eines der vielen Features, die der Hersteller in sein aktuelles Spitzen-Smartphone eingebaut hat.
In den letzten Monaten, in denen wir das Huawei Mate 20 Pro im Alltag getestet haben, erwiesen sich einige Funktionen als äusserst wertvoll. Andere Features hingegen würden wir gerne zur Verbesserung zurück ans Huawei-Designstudio schicken. Wie gut also eignet sich das Smartphone als täglicher Begleiter im noch frischen neuen Jahr?
Huawei Mate 20 Pro – Die besten Features

Während das im Frühling 2018 vorgestellte Huawei P20 Pro vor allem im Lifestyle-Bereich durch Designerfarben und drei Kameralinsen überzeugte, sollen nun mit dem Mate 20 Pro auch Nutzer mit hohen Ansprüchen zufrieden gestellt werden.
Dazu verfügt das Huawei Mate 20 Pro über einige clevere Features:
- Grosser 6,4-Zoll «Curved» AMOLED-Bildschirm
- Schnelle Aufladung per USB-C: Akku in 30 Minuten auf 70 Prozent
- Neuester «Kirin 980»-Prozessor mit «Neural Processing Unit»
- Dreifach-Kamera mit neuer Makro-Funktion
- Fingerabdruck-Scanner im Bildschirm
Der Bildschirm – Eindrücklich mit Eigenleben

Auf dem grosszügigen AMOLED-Screen des Mate 20 Pro mit 6,4 Zoll und einer Auflösung von 3120 x 1440 Pixeln leuchten Bilder und Videos geradezu auf, Text auf Webseiten lässt sich gut lesen. Dabei täuschen die leicht abfallenden Seitenränder aber nicht über den prominenten schwarzen Balken am unteren Bildschirmrand hinweg. Genauso die prominente «Notch», welche die Selfie-Kamera und Technik zur Gesichtsentsperrung beherbergt – auch sie bleibt hoffentlich nur eine vorübergehende Erscheinung bei Smartphones.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist zudem das Seitenverhältnis von 19,5:9 – der Bildschirm ist somit schmal und hoch. Damit fällt das Tippen von Nachrichten mit zwei Daumen schwierig, da die Tastatur ziemlich eingeengt ist. Dafür liegt das Mate 20 Pro für seine Bildschirmgrösse besonders gut in der Hand.
Und noch über einen weiteren Punkt müssen wir reden: Das Mate 20 Pro passt die Bildschirmfarben dynamisch den Inhalten an und dunkelt gewisse Inhalte ab, ohne dass man als Nutzer etwas dagegen tun kann. So wird eine weisse Webseite schnell mal auf gräulich getrimmt – wohl auch, um den Akku zu schonen. Der Effekt fällt besonders dann auf, wenn man eine App schliesst und sich der OLED-Bildschirm wieder an den Home-Screen anpasst. Und ja: Die Auto-Anpassung der Bildschirmhelligkeit muss nach jedem Reboot des Geräts von Neuem ausgeschaltet werden. Selten wurden wir von einem Smartphone so bevormundet.
Der Akku – Gross genug zum Teilen
Zurück zum Partytrick des Mate 20 Pro: Bei diesem Handy fliesst der Strom in beide Richtungen. Über die induktive Rückseite lässt es sich mit bis zu 15 Watt Ladeleistung drahtlos laden. Jedoch kann es auf diesem Weg auch andere Geräte mit Energie versorgen, wird also zur «Qi»-Ladematte für unterwegs. Seine Energie speichert das Mate 20 Pro dabei im eingebauten Akku mit 4’200 Milliampèrestunden (mAh) Kapazität.
Im Alltag wird man auf das Feature eher selten zurückgreifen: Seinen Strom an andere Smartphones abzugeben, geht nur sehr langsam und ist zudem an weitere Ladeverluste gekoppelt. Für kleinere Gadgets wie drahtlose Kopfhörer dürfte die Funktion jedoch durchaus Sinn machen.
Behält man die ganze Akkuladung für sich, verspricht Huawei damit genügend Energie für zwei Tage intensiver Nutzung. In der Praxis können wir das nicht immer nachvollziehen – jedoch ist es beruhigend zu wissen, dass man auch nach einem langen Tag noch mit über 40 Prozent Batterieladung nach Hause kommt. Bei Pausen an der Steckdose sorgt ein Ladegerät mit 40 Watt Leistung für schnelle Ladung über den USB-C-Port – innert einer halben Stunde soll der Akku bereits wieder zu zwei Dritteln gefüllt sein.
Kirin 980 – Was bringt der neue Prozessor?
Der «Kirin 980»-Chip ist eine Eigenentwicklung von Huawei und soll in vielen Kategorien schneller sein als die Konkurrenz. Speziell sind bei dem neuen «System on a Chip» die 7-Nanometer-Bauweise und der eingebaute Prozessor für künstliche Intelligenz, die sogenannte «Neural Processing Unit».
Hervorzuheben ist auch der Chip, der für die Verbindung zum Handynetz verantwortlich ist. Dieser unterstützt «LTE Cat.21», das bedeutet Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1.4 Gigabit pro Sekunde – laut Huawei genug, um ein Video in 4K zu streamen.
Kamera – Trio mit künstlicher Intelligenz

Die künstliche Intelligenz, die der Kirin 980-Prozessor liefert, findet bisher vor allem in den Bildern Verwendung, die beim Mate 20 Pro über ein Trio von Leica-Linsen aufgenommen werden. Dabei analysiert der Chip laufend, was für Objekte sich im Bildausschnitt befinden und optimiert diese Komponenten einzeln. Mit der KI-Rechenpower werden so beispielsweise Schnappschüsse bei schwierigem Licht optimiert.
Eine Linse sorgt für Weitwinkelaufnahmen, die zweite für Telefoto-Zoomaufnahmen, die dritte wird «Ultra Wide Angle Lens» genannt. Mit letzterer sind nun auch Makro-Aufnahmen möglich: Bis zu 2,5 Zentimeter soll man sich an Blumen, Schmetterlinge oder andere winzige Objekte annähern können und dabei noch immer scharfe Aufnahmen erzielen.
Nicht weniger eindrücklich ist der optische 3x-Zoom, der sich digital auf 5x vergrössern lässt und die Makro-Linse liefert mit ihrem 0,6-Fach-Zoom auch Weitwinkel-Aufnahmen.
Sicherheit – Fingerabdruck aufs Glas
Als Nutzer kann man sein Mate 20 Pro auf viele Arten vor unbefugtem Zugriff schützen: Ein Fingerabdruck-Scanner ist dabei unsichtbar unter dem Displayglas verbaut, alternativ kann sich der Nutzer auch per Passwort/PIN oder Gesichtserkennung identifizieren. Auf Wunsch können Passwörter zentral und sicher im «Password Vault» – einer Art digitalem Safe – abgelegt werden.
Im Alltag erweist sich vor allem der Fingerabdruck-Scanner im Display als schneller und effizienter Weg, das Handy zu entsperren. Vorbei die Zeiten der Fingerakrobatik, um auf der Rückseite eine versteckte Fläche zu ertasten und dabei auch gleich noch die Kamera zu verschmieren. Definitiv ein Feature, das künftig auch bei anderen Herstellern und Modellen eingesetzt werden dürfte und sollte – auch wenn es beim Mate 20 Pro noch nicht immer ganz fehlerfrei funktioniert.
Vorbildlich auch die anderen Sicherheitsmerkmale: Das Mobiltelefon ist nach IP68-Standard vor Wasser und Staub geschützt. Damit wichtige Daten im Schadenfall sicher bleiben, verfügt das Handy auch über umfassende Backup-Optionen in der Cloud.
Wünsche – Was ginge noch besser?

Bis hierhin lesen sich die technischen Daten des Huawei Mate 20 Pro wie eine Checkliste mit vielen erfüllten Wünschen. Doch wir wären nicht «Techgarage», wenn wir nicht ein paar Verbesserungsvorschläge an die Huawei-Entwickler hätten:
Der grosszügige verbaute Speicher von 256 Gigabyte (GB) lässt sich zwar aufrüsten, jedoch nicht mit herkömmlichen Micro-SD-Karten, sondern nur über ein Huawei-eigenes, neues Kartenformat – «nanoSD» genannt. Huawei zitiert dafür das Bedürfnis nach besonders schnellem Speicher. Für Nutzer ein unnötig teures Hindernis, sind doch mittlerweile auch microSD-Karten mit hohen Datenübertragungsraten erhältlich. Huawei ist hier allerdings nicht allein mit dieser Entscheidung: Vor allem grössere Technik-Hersteller greifen oft auf Tricks mit kostspieligen Accessoires zurück. Nicht besonders nutzerfreundlich.
Freunde eines originalen, «puren» Android-Erlebnisses werden auch beim Mate 20 Pro enttäuscht: Aufs Google-Betriebssystem drückt Huawei wie bisher seine eigene «EMUI»-Oberfläche. Das ist weder optisch schön noch besonders effizient.
Und dann bleibt noch das generelle Design des Mate 20 Pro: Während das Gerät sorgfältig gefertigt ist und in der Hand einen hochwertigen Eindruck macht, ist die Kombination von Notch, einem dicken unteren Bildschirmrand und grosszügig gekurvten Seitenrändern fragwürdig. Innovativ oder frisch wirkt es nicht. Einem Smartphone, das auf so vielen Ebenen überzeugt, dürfte man doch auch ein einzigartiges Äusseres verpassen – oder zumindest eines, das nicht wirkt, als sei es aus verschiedenen Designabteilungen zusammengeklaut.
Mate 20 «non-Pro» – Zu Unrecht in der zweiten Reihe?
Etwas im Schatten des Mate 20 Pro steht die «non-Pro»-Variante, das Mate 20. Im Vergleich zum Pro-Modell weist der Bildschirm des Mate 20 eine Diagonale von 6,5 Zoll auf, verzichtet auf gebogene Ränder und setzt statt OLED auf einen IPS-LCD-Bildschirm. Bei einem ersten kurzen Hands-On überzeugte uns allerdings die viel kleinere «Notch» ebenso wie ein Seitenverhältnis von 18,7:9, das den Bildschirm grosszügiger erscheinen lässt. Damit wird das Mate 20 zum eigentlichen Geheimtipp unter den neuen Huawei-Modellen. Gerne werden wir auch dieses Modell nach Möglichkeit mal genauer unter die Lupe nehmen.
Fazit – Huawei nimmt Riesenschritte
Erstaunlich, wie flink sich Huawei im Smartphone-Markt bewegt. Im Sommer 2018 hatte ich – damals noch für «Bluewin» – das exklusive 2’000-Franken-Handy «Porsche Design Huawei Mate RS» getestet und wegen seiner fortschrittlichen Features als eines der «bisher besten Smartphones überhaupt» eingeschätzt.
Und nun – ein paar Monate später – finden sich diese fortschrittlichen Features wie der In-Screen-Fingerprint-Scanner, der brillante OLED-Display oder die wertige Verarbeitung bereits schon im Mainstream-Modell wieder.
Die paar wenigen Makel, die vor allem in der Software zu finden sind, mögen das Gesamtbild des Mate 20 Pro auch nicht zu trüben. Damit verdient Huawei für sein aktuelles Mate-Modell einen Platz ganz oben an der Spitze der Android-Smartphones.
Für den Preis von 999 Franken (Mate 20 Pro) respektive 899 Franken (Mate 20) erhalten Nutzer ein Android-Handy, das sehr viel bietet. Erfrischend ist, dass Huawei mit Features nicht geizt, sondern stattdessen versucht, möglichst viele Funktionen in einem Gerät zu vereinen. Was bleibt, ist ein Smartphone, das den meisten Anforderungen gerecht wird.