Dies ist sicherlich einer der ungewöhnlichsten Smartphone-Tests, den ich bisher je gemacht habe. Die Rede ist vom Galaxy Fold, welches Samsung als erstes faltbares Smartphone auf den Markt gebracht hat. Ich durfte das Wunderkind, welches sich zwischenzeitlich auch mal zum Problemkind entwickelt hatte, einige Wochen lang testen. Und auch wenn ich immer noch sehr skeptisch gegenüber der Haltbarkeit bin, bin ich gleichzeitig auch immer wieder aufs Neue fasziniert über die Möglichkeit, den Bildschirm zu falten.
Design – Dick, aber nicht störend
Beim Unboxing wartet das Galaxy Fold bereits in seiner ganzen Grösse in seiner edel wirkenden Verpackung. Etwas ängstlich nehme ich es in die Hand, denn es soll ja nicht gleich kaputt gehen. Mein Verhalten erinnerte mich etwas an das erste iPhone: Das Gefühl von «alles ist so neu» stellt sich behaglich wieder ein.
Das Galaxy Fold liegt im aufgeklappten Zustand gut in der Hand und ist auch nicht wirklich schwer. Von der Schutzfolie auf dem Bildschirm, welche einige Tester bei der 1. Generation des Galaxy Fold noch unwissentlich angerissen hatten, ist nichts mehr zu sehen. Dafür erwartet mich nun eine andere, abschälbare Folie, die mich darauf hinweist, dass das Galaxy Fold nicht wasserdicht ist und man nicht zu fest auf den Bildschirm drücken soll. Dieser Hinweis lässt mich kreativ werden, denn ich hätte den Bildschirm jetzt mit beiden Daumen in der Mitte aufgeklappt, wovon ich jetzt wegen der Mahnworte doch absehe.
Im zusammengeklappten Zustand ist das Fold zwar jetzt einiges dicker als ein normales Smartphone, in der Hosentasche fällt mir das aber auch nicht wirklich störend auf.
Damit das samsung_galaxy_fold»>Samsung Galaxy Fold geschützt ist, montiere ich die mitgelieferte Schutzhülle – etwas, was ich bei Smartphones eigentlich nie mache. Jedoch sind die CHF 2’100, die das Gerät kosten, ein teurer Spass. Deshalb an dieser Stelle: Vernunft vor Ästhetik.
Etwas was mich am Design gleich von Beginn weg stört, ist der viel zu kleine Bildschirm auf der Vorderseite. Von Samsung hätte ich an dieser Stelle etwas mehr erwartet, denn zu gebrauchen ist dieser Bildschirm trotz seiner 4,6″ Zoll Diagonale wirklich nicht.
Hardware – Samsungs Crème de la Crème
Dass das Samsung Galaxy Fold ein Nischenprodukt ist, wird zwar schon durch die neue Form und natürlich den Preis definiert. Jedoch steckt im Fold auch einiges drin. Mit 12 GB RAM und 512 GB Speicherplatz lassen sich einige Videos speichern, welche später dann in HDR10+ mit Dolby Atmos angeschaut werden können. Neben 5G wurde auch der neue WIFI Standard 6 verbaut, was das Streamen noch schneller macht.
Wegen dem neuartigen Falt-Display wurde übrigens der Fingerscanner auf die Seite beim Rahmen verschoben, was ich persönlich begrüsse.
Bei meinem Test wirkte das Fold auf mich beim Schauen von Filmen etwas sperriger in der Hand zu liegen als ein normales Smartphone, was aber eventuell auch daran liegt, dass ich normalerweise auf dem Smartphone keine Filme schaue. Was mir positiv aufgefallen ist, ist die Helligkeit vom Bildschirm, welche man beim Galaxy Fold sehr hell einstellen kann. Dolby Atmos lieferte einen tollen Sound. Wer übrigens Angst wegen der Falte hat, wird diese spätestens beim Film schauen vergessen.
Kamera – Gut, aber nicht hervorragend
Ich bin mir sicher, dass Samsung eine hervorragende Kamera im Fold eingebaut hat, jedoch wird dies auf dem Gerät nicht richtig sichtbar. Entweder man Fotografiert mit dem kleinen Bildschirm, auf dem man nichts erkennt, oder man nimmt den grossen Bildschirm, wodurch man erstens wie ein Tourist aussieht, der mit dem iPad Bilder macht, und zweitens das angezeigte Bild auch nicht ganz der Realität entspricht. Beim Verschicken der Bilder oder Hochladen der Bilder auf eine Instagram Story, hatte ich auf den anderen Geräten dann oft nicht mehr das gleiche Ergebnis und das Bild war kleiner oder verzogen. Hier muss man sich die Einstellungen der Kamera gut anschauen. Meiner Meinung nach sollte man das Fold auch nicht unbedingt zum Fotografieren nutzen. In einer zweiten Generation ist der kleine Bildschirm eventuell mal so gross wie wir es uns bei einem Samsung Galaxy S10 gewöhnt sind, wodurch man diesen bestens zum Fotografieren nutzen kann.
Bedienbarkeit – Gewohnt, aber neu
Das Galaxy Fold ist definitiv anders. Zwar lässt sich das gesamte Smartphone auch über den kleinen Bildschirm bedienen, jedoch ist dies natürlich nicht der Sinn. Beim Fold gehen wir eigentlich wieder einen Schritt zurück – in eine Zeit, wo wir Handys noch aufgeklappt haben. Was wir heutzutage aber anfinden, ist keine physische Tastatur mehr, sondern ein vollumfängliches Touch-Display.
Bei mir brauchte es einige Tage, um mich daran zu gewöhnen. Sobald das Galaxy Fold aufgefaltet ist, gleicht es aber eher einem kleinen Tablet als einem Smartphone. Man stellt schnell fest, dass viele Apps noch nicht mit dem Wechsel zwischen dem kleinen Screen und dem grösseren Screen klar kommen, weshalb viele Apps zuerst neu starten müssen, um das grössere Layout zu laden. Wer übrigens möchte, dass Apps, die man auf dem kleinen Front-Screen geöffnet hat, beim Aufklappen des Fold automatisch auf den grossen Screen geladen werden, muss diese Option in den Einstellungen spezifisch anwählen.
Fazit – Faszination und ein Bisschen Angst
Seit ich das Galaxy Fold in Betrieb genommen habe, entsteht jedes Mal beim Aufklappen ein Gefühl von Faszination über das Neue und Unbekannte. Leider jedoch schwingt auch auch immer die Angst mit, es mit einer unvorsichtigen Bewegung kaputt zu machen. Das Galaxy Fold ist ein tolles Gerät: Ein Smartphone, das Spass macht, aber sicher noch nicht für den Massenmarkt bereit ist. Es ist weder richtig stabil noch wasserfest. Ein richtiges «Schönwetter-Smartphone».
Der Grund ist sicher nicht, dass es Samsung nicht besser machen möchte, sondern eher die neue Technologie, die solche Möglichkeiten derzeit wohl noch nicht zulässt.
Wir starten also mit den faltbaren Smartphones wie schon mit den normalen Smartphones praktisch nochmal von vorne. Für die Hersteller wird es einige «Learnings» in Bezug auf Qualitätsmanagement geben.
Preis und Verfügbarkeit des Galaxy Fold
Das Samsung Galaxy Fold ist in einer 5G Version in stark limitierter Auflage bereits seit Ende Oktober zu kaufen. In der Schweiz kostet das Samsung Galaxy Fold CHF 2’100 und wird exklusiv in Ladengeschäften angeboten.