Huawei hat am 19. September in München sein neues Spitzen-Smartphone in zwei Varianten vorgestellt: Das Huawei Mate 30 und Mate 30 Pro. Am Auffälligsten an der Präsentation waren die Abwesenheit eines Erscheinungsdatums sowie stillschweigen darüber, wie die Software auf dem Smartphone zusammengesetzt sein wird.
«Techgarage» konnte sich gleich nach der Präsentation allerdings ein kurzes Hands-On mit dem brandneuen Gerät ergattern und einige zusätzliche Details zur Software in Erfahrung bringen. So soll das Mate 30 tatsächlich noch dieses Jahr auch in Westeuropa erscheinen, und auch bei uns bekannte und beliebte Apps sollen sich darauf installieren lassen.
Ein erster Blick auf das Mate 30 ohne Google-Services
Das Mate 30 Pro läuft auf einer Open-Source-Variante von Android 10 ohne vorinstallierte «Google Mobile Services» und einem «EMUI 10»-Skin. Dafür kommt es mit der Huawei-eigenen «Huawei Mobile Services» vorinstalliert. Ein Bisschen ungewohnt ist es, ein Android-Smartphone ganz ohne «Google Maps», «Gmail» oder des Google-Kalenders zu sehen und ich fühle mich auch etwas verloren: Welche bekannten Funktionen soll ich denn jetzt testen und vergleichen?
Hardware des Mate 30 verspricht viel
Richten wir den Blick mal rein auf die Hardware, überzeugt das Mate 30 Pro durchaus: Solide Verarbeitung, Formen, die angenehm in der Hand liegen und ein grosser, brillanter Bildschirm. Das Kamera-Setup mit vier Sensoren, das im Video-Modus Slow-Motion-Aufnahmen mit bis zu 256-facher Verlangsamung aufnimmt, liefert beeindruckende Resultate. Wir können uns vorstellen, mit den neuen Video-Modi viel Spass beim Experimentieren zu haben. Ja: Auch Sony-Geräte hatten vor Jahren bereits eine «Super Slow Motion»-Funktion, doch hier wirkt das Bild viel brillianter und heller. Das mag dem neuen, extragrossen Bildsensor zu verdanken sein, der auch bei kurzer Belichtungzeit viel Licht aufnehmen kann.
Grosse Hoffnungen darf man auch in den neuen «Kirin 990»-Chip stecken, der dem Mate 30 zusätzliche Rechenpower verleiht: Aufwändige 3D-Games, Videos in hoher Auflösung und auch das «drag and drop» vom Smartphone auf einen Huawei–Computer mit der neuen Funktion «Multi-Screen Collaboration» sollten damit absolut flüssig von der Hand gehen. Der grosszügige Akku sollte das Gerät zudem den ganzen Tag durch am Laufen halten. Keine Frage: Huawei_3″>Huawei kann Hardware, und auch beim Mate 30 können wir wieder auf ihre Expertise im Bau von hochwertigen Smartphones setzen.
Wo sich momentan noch Fragen auftun, ist allerdings bei der Software – ein nicht minder wichtiger Punkt.
Facebook, WhatsApp und Co. auf dem Mate 30: Informationen hinter den Kulissen
Mal angenommen, das Huawei Mate 30 (Pro) würde so, wie es am 19. September enthüllt wurde, auf den Markt kommen: Es würde auf Android laufen, allerdings auf dessen «Open Source»-Variante, darüber installiert der Huawei-eigene Skin «EMUI 10». Das heisst: Betriebssystem von Google_2″>Google ja – sogar auf der aktuellen Version 10, aber ohne die populären Google-Apps wie «Maps» oder «Kalender».
Um diese auf dem Mate 30 zu installieren, müssten Huawei und Google eine gemeinsame Lizenzverbarung abschliessen – was sie ja durch den Bann durch die US-Regierung nicht mehr dürfen.
Bleibt also die Variante, sich Instagram, WhatsApp, Twitter, vielleicht sogar Facebook und Co. über die «Huawei App Gallery» zu finden – oder sich die APKs aus dem Internet zu ziehen. Huawei verspricht, dass das ganz einfach und sicher sei, da Downloads über die eigene App Gallery oder über den Huawei-eigenen Browser immer auf Schad-Software gescannt werden. Wir von der «Techgarage» werden bei unserem nächsten Hands-On mit der Huawei Mate 30-Serie testen, wo und wie sich diese für uns essenziellen Apps am besten finden und laden lassen.
Warum tut sich Huawei so schwer mit der Kommunikation?
Am Umstand, dass sich Huawei-CEO Richard Yu und seine Manager den ganzen Tag nichts konkretes zu Android, HarmonyOS oder Google-Diensten entlocken liessen, haben sich wohl die meisten Medien vor Ort gestossen. Davon zeugen die Schlagzeilen am Tag danach – Verunsicherung und Zweifel bleiben als Nachgeschmack und lenken von einem wichtigen Punkt ab: Dass das Mate 30 Pro ein hervorragendes Smartphone ist.
Klar ist aber auch: Wenn nicht kommuniziert wird, wo, wann und ob überhaupt das Gerät je in der eigenen Region erscheinen wird, wiegen diese Unsicherheiten grösser als jede noch so eindrückliche technische Demonstration.
Das mag daran liegen, dass Huawei nach eigener Aussage noch immer dediziert an der Android-Partnerschaft festhält. Am liebsten, so lässt der chinesische Tech-Konzern verlauten, würde man die «wertvolle Zusammenarbeit mit Google» weiterführen. Will man sich eine Rückkehr zu guten alten Zeiten offen halten, wäre es kontraproduktiv, bereits Alternativen in der Öffentlichkeit breit zu treten. Und so bleibt uns nichts, als genau zuzuhören, wenn die Android-Riege etwas erzählt, vielleicht zwischen den Zeilen zu lesen und viel, viel Nachforschung zu betreiben, um selber herauszufinden, was möglich ist und was nicht. Die «Techgarage» bleibt auf jeden Fall dran und liefert die wichtigsten Erkenntnisse nach – so viel ist uns das potenziell brillante Huawei Mate 30 Pro wert.