Du bist also super zufrieden mit deinem Huawei P20 Pro oder hast dir kürzlich gar das neue Huawei Mate 20 Pro oder P30 Pro zugelegt. Und nun streiten sich die US-Regierung und der chinesische Elektronik-Hersteller, Google folgt brav und entzieht Huawei die Android-Lizenz, und du sitzt zwischen den Fronten und fragst dich: «Was bedeutet das für mich?»
Dein Huawei funktioniert weiter wie gehabt
Ruhig Blut: Dein Huawei-Smartphone funktioniert für den Moment weiter wie gehabt. Was bereits auf deinem Handy installiert ist, wird auch dort bleiben. Dein Gmail, Google Maps und Chrome Browser werden nicht von einem Moment auf den nächsten verschwinden und erhalten auch weiterhin Updates.
Google bestätigt in einem Tweet, dass Sicherheitsupdates auf bestehenden Huawei-Geräten weiter gesichert sind und auch Huawei seinerseits bekräftigt in einer Pressemitteilung den Anspruch, man werde «weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden Huawei und Honor Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen».
Wie abhängig ist Huawei von Android?
Geräte mit bereits installierter Software benötigen keine weitere Genehmigung durch Google“>Google, um App- und Systemupdates zu installieren. Was hingegen passieren könnte, ist, dass künftige Systemupdates nun später ausgeliefert werden, da Huawei“>Huawei keine Vorab-Versionen des Betriebssystems zum Testen mehr erhält, sondern warten muss, bis die neuen Funktionen ihren Weg auf die öffentlich zugängliche und kostenlose Android-Version (AOSP: «Android Open Source Project») bannen.
AOSP ist sozusagen eine frei verfügbare Version von Android, die grundsätzlich jedem Individuum kostenlos zur Verfügung steht – eine Basis-Version. Hersteller von Smartphones haben aber oft Verträge mit Google, um den Funktionsumfang aufzubohren oder sich eben frühe Zugänge zu anstehenden Updates zu verschaffen. Da Google nun keinen Handel mit Huawei mehr betreiben darf, darf der Suchmaschinenriese den Chinesen diese Bezahlvarianten nun nicht mehr anbieten.
Was bedeutet das langfristig für Smartphones von Huawei?
Wenn alle aktuellen Einschränkungen bestehen bleiben, wird Huawei auf künftig erscheinenden Geräten keine vollständige Android-Version mehr installieren können, sondern nur noch die oben erwähnte «Open-Source»-Variante.
Das bedeutet, dass künftige Geräte von Huawei nicht von Haus auf mit Google-Apps wie dem Play Store, Gmail oder YouTube ausgestattet werden könnten. Aber der Hersteller aus China hat noch einen Trumpf in der Hand:
Betriebssystem: Kommt jetzt «Plan B» von Huawei zum Zug?
Bereits seit 2012 arbeitet Huawei an einem «Plan B»: Ein eigenes Betriebssystem für seine Smartphones, Tablets und Laptops. Auslöser für diese Entwicklung war offenbar, dass bereits 2012 ein Disput zwischen der US-Regierung und dem chinesischen Hersteller ZTE herrschte. Daraufhin investierte Huawei in eine Lösung für ein «Worst-Case-Szenario», um im Falle einer Blockade von US-Seite nicht ganz ohne Software dazustehen.
Wie weit dieses hauseigene Betriebssystem allerdings ist und welchen Funktionsumfang es den Nutzern bieten würde, ist allerdings noch unklar. Ebenfalls, ob es wirklich zum Zug kommt. Denn noch ist in diesem Disput das letzte Wort noch nicht gesprochen. Möglich, dass sich die Beziehungen zwischen den Tech-Anbietern bald wieder normalisieren.
Klar ist bloss, dass der Markt für Huawei in- und ausserhalb Chinas sehr unterschiedlich aussieht: Während Smartphone-Nutzer in China auf landeseigene Software von Anbietern wie Baidu oder Tencent setzen, ist das Google-Ökosystem bei Nutzern im Westen äusserst beliebt – wenn nicht gar ein «Must-Have».
Ist nur mein Huawei-Smartphone betroffen?
Wenn du wie die Jungs von Techgarage über ein zweites Smartphone von einem anderen Hersteller verfügst – sei das ein separates Gerät fürs Geschäft oder zum «Pokémon Go» spielen, dann könnte es sein, dass dort ein ähnliches Schicksal wartet.
Momentan ist Huawei (mit Tochter Honor) der bekannteste Exponent, und auch der Brand, auf den sich der US-Zorn konzentriert. Potenziell könnten auch andere Hersteller aus China, wie Oneplus, Oppo, Vivo, Xiaomi oder ZTE unter die verschärften Regulationen fallen. Selbst Nokia (hergestellt bei HMD Global) oder Blackberry und Alcatel (TCL) sind nicht gefeit.
Bekannte Smartphone-Marken, die ihren Ursprung nicht in China haben und damit vom aktuellen Disput ausgeschlossen sind, sind demgegenüber relativ übersichtlich: LG, Samsung und Sony.
Geht von Huawei eine reelle Gefahr aus?
Wie bereits in unserem vorherigen Artikel erklärt, läuft hier ein Handelskrieg ab – und nicht primär ein Kampf für mehr Cyber-Sicherheit. Wenn die US-Regierung dem weltgrössten Hersteller von Netzwerk-Ausrüstung und gleichzeitig der Nummer 2 auf dem Smartphone-Weltmarkt einen Stock in die Speichen schieben kann, erhofft sich die Trump-Regierung davon einen starken Hebel für Verhandlungen mit China, wenn Trump im Juni Chinas Premier Xi Jinping am G20-Gipfel in Japan treffen wird. Ganz nach dem Spruch: «Was soll das Pfand in meiner Hand?»
Für uns sieht es momentan mehr nach einem publikumswirksamen Schauprozess aus – einer, der auf dem Buckel der Konsumenten ausgetragen wird.