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Huawei: USA gewährt Lizenz von 90 Tagen für einen «Plan B»

Nach 24 unruhigen Stunden für Huawei, in denen der chinesische Konzern von seinen US-Amerikanischen Partnern per Dekret regelrecht geblockt wurde, scheint es nun etwas Entspannung zu geben im bizarren Handelskrieg zwischen den zwei Mächten. Das US-Handelsdepartement hat Huawei in der Nacht auf heute eine neue, auf 90 Tage beschränkte Handelslizenz gewährt, damit der Hardware-Hersteller in dieser Zeit mit seinen Handelspartnern in den USA einen Ausweichplan entwickeln kann.
Das bedeutet, dass US-Unternehmen in dieser Frist wieder mit Huawei zusammenarbeiten und Handel betreiben dürfen. Huawei dürfte die gewonnene Zeit vor allem dafür nutzen, um mit seinen Lieferanten Google, Intel, Qualcomm und auch Microsoft einig zu werden, wie der Nachschub von Software und Komponenten weiter gesichert würde – oder sonst eine Alternative dazu auszuarbeiten.
Spannend wird sein, was Huawei in diesen 90 Tagen erreicht und was für Deals mit den betroffenen Firmen geschlossen werden. Wie bereits von höchster Stelle bekannt gegeben, soll Huawei schon seit 2012 an einem eigenen Betriebssystem arbeiten, welches als «Plan B» in Kraft treten würde. Zusätzlich hat Huawei bereits schon vor 6  Monaten damit begonnen, seinen Vorrat an Komponenten aufzustocken, damit man für genau so einen Fall, wie er jetzt eingetreten ist, gewappnet wäre.

Was Huawei in den 90 Tagen alles erreichen müsste

90 Tage sind eigentlich nicht lang in einer Welt, wo man teils Jahre an Prozessen und Komponenten arbeitet. Neben Android, das längerfristig als Option für Huawei-Smartphones wegfallen würde, müsste Huwei ihr eigenens Betriebsystem bereits für den Launch eines Mate 30 bereit haben – und dazu gehört auch, die wichtigsten App-Entwickler zu motivieren, ihre Apps auch im Huawei-eigenen App Store anzubieten.
Displays könnten weiterhin von Sony«>Sony oder Samsung kommen, da diese in Japan und Südkorea beheimatet sind. Ein Fragezeichen steht noch hinter den Komponenten, die Huawei«>Huawei von Qualcomm oder Intel bezieht: Hier müsste der chinesische Konzern innert der drei Monate einen Spezialdeal mit diesen Firmen abgeschlossen haben um über Umwege weiterhin an diese Chips zu gelangen. Denn dass Huawei in nur 90 Tagen – oder auch in einem halben Jahr – den gleichen Stand der Technologie erreicht, um diese Bauteile alle selber herstellen zu können, scheint unwahrscheinlich. Einen Vorteil hat Huawei aber: Das Herz jedes ihrer Smartphones – den «Kirin»-Prozessor –  stellt das Unternehmen schon seit Jahren selber her.

Nicht nur China leidet: Auch US-Arbeitsstellen betroffen

Noch ist also nicht alles verloren für Huawei – denn auch für die USA steht einiges auf dem Spiel. Es ist beinahe undenkbar, dass die Beziehungen weiter so frostig bleiben, denn auch für in den USA ansässige Unternehmen ist der Boykott nur schwer zu verkraften. Tausende Arbeitsplätze dürften betroffen sein, wenn die US-Hardliner ihre Linie gegen chinesische Grossunternehmen so weiterziehen. Nach dem Motto «Nichts wird so heiss gegessen, wie’s gekocht wird» bleibt die Situation spannend – und Techgarage wird die Entwicklungen auch weiter aufmerksam beobachten.

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Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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