Während an der Eröffnungs-Keynote der Huawei Developer Conference (HDC2019) am 9. August die Enthüllung von Huaweis «HarmonyOS» im Zentrum stand, stellte sich das Unternehmen am zweiten Tag der Entwicklerkonferenz in «Q&A Sessions» den Fragen der angereisten Medien zu seinem neuen Betriebssystem.
Und auch die Leser von «Techgarage» hatten zu Huaweis Android-Alternative eine Menge Fragen. In einem Interview mit Dr. Wang Chenglu, Chef der Software-Entwicklung bei Huawei, konnten wir einige neue Fakten über HarmonyOS / Hongmeng in Erfahrung bringen. Wir haben die wichtigsten Kenntnisse hier in einem «Q&A» für euch zusammengefasst.
Kontaktiert uns übrigens gerne per Formular oder auf Twitter, falls ihr weitere Fragen zu Hongmeng / HarmonyOS beantwortet haben wollt. Wir werden dann umgehend versuchen, eure Fragen bei den Software-Verantwortlichen von Huawei_3″>Huawei hier vor Ort weiterzuleiten. Dieses Q&A erweitern wir regelmässig mit neuen Fragen und Antworten.
Wie wird die Oberfläche von HarmonyOS aussehen?
Viel wurde bereits darüber spekuliert, ob Huawei mit dem Wechsel von Android auf sein eigenes Betriebssystem auch optisch etwas an der Benutzeroberfläche ändern wird. Nun stellt sich heraus: HarmonyOS soll optisch sehr nahe an EMUI 10 angelehnt sein. Grund sei laut Dr. Wang, dass man bestehenden Kunden den Umstieg so intuitiv wie möglich machen wolle. Wer also bereits jetzt einen Eindruck der HarmonyOS-UI erhalten möchte, kann sich ab 8. September EMUI 10 gemeinsam mit Android Q auf sein Huawei-Smartphone laden.
Wann kommt Hongmeng / HarmonyOS auf Huawei-Smartphones?
Wenn es nach Huawei geht, idealerweise gar nicht. Der Smartphone-Hersteller aus China möchte weiterhin an der «fruchtbaren Partnerschaft» mit Google_2″>Google und Android festhalten. Vorerst ist die weitere Kooperation auch gesichert: Huawei hat mit Google einen Vertrag, um für alle Smartphone-Modelle, die aktuell verkauft werden, auch künftig Software- und Sicherheitsupdates für Android liefern zu können. Aktuell ist HarmonyOS denn auch eher für den Einsatz in IOT-Geräten vorgesehen. Und auch danach wäre die Sicherheit der aktuellen Huawei-Geräte laut Dr. Wang sichergestellt: Über das jedermann zugängliche «Android Open Source Project» werden auch Sicherheitsupdates herausgegeben, diese könnte Huawei auf eigene Faust auch für seine Smartphones umsetzen.
Das heisst aber nicht, dass es nicht dereinst HarmonyOS-Smartphones bei Huawei geben könnte. Im unwahrscheinlichen Fall, dass Google Huawei gar keine Software mehr liefern dürfte, könnte ein Software-Update von Android auf HarmonyOS innert einem bis drei Arbeitstagen bereitstehen.
Wird HarmonyOS Open-Source sein?
Ja, bestätigt Dr. Wang: HarmonyOS sei als eine Open-Source-Software ausgelegt und der Quellcode wird für Entwickler offen einsehbar sein. Dies sei auch notwendig, um eine Community an Entwicklern weltweit zu fördern.
Was Huawei aber von externen Entwicklern verschlossen hält, ist der Zugang zum Microkernel und damit der Root-Zugriff. Dies geschehe aus Sicherheitsüberlegungen, so Softwarechef Wang weiter. Der Microkernel ist der Kern des Betriebssystems, der grundlegende Funktionen in der Speicher- und Prozessverwaltung steuert, meist ist er nur wenige tausend Programmzeilen lang.
Auf wie vielen Geräten läuft HarmonyOS bereits jetzt?
An der Entwicklerkonferenz in Dongguan wurde, leider erst nach der Abreise von Techgarage, das erste offizielle Gerät mit HarmonyOS / Honmeng-Betriebssystem vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen smarten Fernseher der Schwestermarke Honor: Den Honor Vision. Die User-Interaktion mit dem 55-Zoll, 4K HDR TV soll vornehmlich über Smartphone oder mittels Sprach- und Gesteneingabe geschehen. Dazu ist im Rand des Honor Vision eine ausfahrbare Kamera mit Mikrofon untergebracht.
Verblüfft hat Dr. Wang mit der Aussage, technisch betrachtet sei HarmonyOS bereits auf über 50 Millionen Smartphones installiert. Tatsächlich hat Huawei bereits mit der P20-Generation seiner Smartphones den Sprung auf einen HarmonyOS-Microkernel gemacht. Damit sind Teile des hauseigenen Betriebssystems zumindest technisch schon in allen darauf folgenden Huawei-Handys eingebettet: Von Mate 20 (Pro) über das P30 Pro bis hin zu kommenden Modellen wie dem Mate 30 Pro.
Wie sieht’s bei HarmonyOS mit Updates und Sicherheits-Patches aus?
Google gibt für sein Android-System regelmässig Sicherheitspatches heraus und verlangt von seinen Lizenzpartnern, dass sie diese Patches auch auf die von ihnen Angebotenen Geräte ausspielen. Hier will Huawei sich eine Scheibe von «best practices» abschneiden, so Dr. Wang. Huawei beobachte die Situation rund um Updates auf Open-Source-Plattformen (wie Android) genau und wolle künftig auch mit seinen Lizenzpartnern von HarmonyOS eng zusammenarbeiten, um die rasche Implementierung von Patches und Updates sicherzustellen. Konkrete Regeln habe das Unternehmen allerdings noch nicht öffentlich definiert.
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