Zendure SolarFlow 2400 AC im Test: Speicher-Upgrade fürs Balkonkraftwerk

Kevin Kyburz
26. Juni 2025
Share:

Die Energiewende ist längst nicht mehr nur ein politisches Schlagwort, sondern im Alltag vieler Menschen angekommen. Wer einmal erlebt hat, wie die eigene Mini-PV-Anlage auf dem Balkon oder Dach zuverlässig Strom ins Hausnetz einspeist, möchte schnell mehr: mehr Autarkie, mehr Flexibilität, mehr Kontrolle über die eigenen Verbrauchsmuster. In meinem 5,4 kWp Setup sind inzwischen gleich drei Zendure Hyper 2000 im Einsatz, die sich bereits als robuste Alltagshelfer in Sachen Eigenverbrauch und Lastspitzenoptimierung bewiesen haben. Doch wie viel smarter und flexibler kann ein Heim-Energiesystem heute noch werden?

Mit dem SolarFlow 2400 AC bringt Zendure nun einen neuen, modularen Speicher auf den Markt, der sich gezielt an Anwender wie mich richtet: Menschen, die nicht nur Strom zwischenspeichern, sondern aktiv steuern und optimieren wollen. Die Besonderheit des Systems: Es verspricht eine unkomplizierte Integration – sowohl ins klassische Balkonkraftwerk als auch in grössere PV-Installationen wie mein eigenes.

Wie schlägt sich das neue Flaggschiff im Zusammenspiel mit bestehender Hardware? Lässt sich der SolarFlow 2400 AC tatsächlich so flexibel einsetzen, wie es die technischen Daten versprechen – und wie wirkt sich die Kombination mit drei Hyper 2000 und HEMS auf den Alltag aus? Im Test kläre ich, wo die Stärken liegen, an welchen Stellen noch Luft nach oben bleibt und für wen sich das System tatsächlich lohnt.

Übersicht in der Zendure App. In der Mitte die HEMS Darstellung, welche seit einer Woche nun mit meinen Hyper 2000 kompatibel ist.

Technische Daten und Besonderheiten

Bevor es in den Praxistest geht, lohnt sich ein Blick auf die harten Fakten. Der SolarFlow 2400 AC ist als modulares System ausgelegt: Jedes Batteriemodul – bei Zendure als AB3000X bezeichnet – bringt 2,88 kWh Kapazität mit. Bis zu sechs dieser Module lassen sich kombinieren, sodass im Vollausbau über 17 kWh Energiespeicher möglich sind. Die maximale Entladeleistung liegt bei 2,4 kW AC, was ausreicht, um auch grössere Verbraucher zeitweise aus dem Akku zu versorgen.

Wichtig zu wissen: Der 2400 AC ist kein klassischer Hybrid-Wechselrichter und bietet auch keine direkten Anschlüsse für Solarmodule. Stattdessen handelt es sich um ein reines AC-gekoppeltes Speichersystem, das seine Energie ausschliesslich aus dem Stromnetz – etwa aus Überschüssen anderer Wechselrichter wie dem Hyper 2000 oder dem SolarFlow 800 Pro – aufnimmt und bei Bedarf wieder einspeist. Für Nutzer bedeutet das: Die Integration erfolgt immer nachgelagert zu bestehenden PV- und Wechselrichter-Lösungen. Der SolarFlow 2400 AC speichert also überschüssigen Strom, den andere Systeme ins Hausnetz einspeisen, kann aber nicht direkt mit PV-Modulen verbunden werden.

Ein weiteres zentrales Feature ist die Möglichkeit, den Akku gezielt dann zu laden, wenn der Strompreis besonders niedrig ist – zum Beispiel bei variablen oder zeitabhängigen Tarifen. Über die HEMS-Steuerung lässt sich das System so konfigurieren, dass es nicht nur PV-Überschüsse speichert, sondern bei günstigen Börsenstrompreisen oder Nachtstrom auch Strom direkt aus dem Netz bezieht, um diesen später während teurer Tarifzeiten selbst bereitzustellen. Damit lässt sich das Potenzial flexibler Stromspeicher voll ausschöpfen – gerade in Kombination mit dynamischen Tarifen, wie sie immer häufiger angeboten werden.

Zendure SolarFlow 2400 AC Steckdose

Weiter verfügt der SolarFlow 2400 AC über eine Off-Grid-Steckdose, über die er bei einem Stromausfall weiterhin Geräte mit Strom versorgt werden kann. Die maximale Dauerleistung beträgt 2.400 W. Bei Bedarf kann für bis zu 10 Sekunden eine Spitzenleistung von 3.600 W bereitgestellt werden – z. B. für Geräte mit hohem Anlaufstrom.

Im Inneren setzt Zendure auf Lithium-Eisenphosphat-Zellen, die als besonders sicher und langlebig gelten. Die gesamte Steuerung läuft über den sogenannten PowerHub, der nicht nur für die Einbindung ins Hausnetz sorgt, sondern auch die Verbindung zur App und zum optionalen Home Energy Management System (HEMS) herstellt. Besonders spannend: Das System ist laut Hersteller mit unterschiedlichsten PV-Anlagen kompatibel und kann sowohl ein- als auch dreiphasig betrieben werden – vorausgesetzt, die jeweilige Hausinstallation ist darauf ausgelegt.

Integration ins bestehende Setup

Die Einbindung des SolarFlow 2400 AC in mein bestehendes 5,4 kWp-Setup mit drei Hyper 2000 verläuft erfreulich unkompliziert. Da der 2400 AC ein reines AC-gekoppeltes System ist, wird er einfach per Schuko- oder Wieland-Steckdose ins Hausnetz integriert. Die eigentliche Herausforderung besteht weniger in der technischen Installation, sondern vielmehr im intelligenten Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten innerhalb des Home Energy Management Systems (HEMS).

Da meine Hyper 2000 nicht nur als Batteriespeicher, sondern auch als Wechselrichter mit direkter Anbindung an die Solaranlage arbeiten, übernimmt das HEMS in Kombination mit dem Shelly Pro 3EM die zentrale Steuerung aller Energieströme. Das bedeutet: Überschüssiger PV-Strom wird weiterhin priorisiert in die Batterien vom Hyper 2000 geladen. Erst wenn deren Kapazität erreicht ist wird der SolarFlow 2400 AC als zusätzlicher Speicher aktiviert.

In der aktuellen Version habe ich zudem das Gefühl, als würde der SolarFlow 2400 AC zu Tagesbeginn zuerst „geopfert“ um seine Batterien zu entladen, während meine Hyper 2000 gemütlich die Sonnenenergie auftanken um ihre Batterien zu füllen.

Zendure SolarFlow 2400 AC Status Display
Das neue „Display“ vom SolarFlow 2400 AC bietet dem Nutzer klarer Infos als zum Beispiel die LED Anzeige vom Hyper 2000.

Alltagserfahrungen und Herausforderungen

Im Alltag zeigt sich der SolarFlow 2400 AC als wertvolle Ergänzung in meinem Energiesystem. Die Integration ins bestehende HEMS funktioniert zuverlässig, und sowohl Steuerung als auch Monitoring laufen stabil. Besonders zufrieden bin ich mit der deutlich erweiterten Gesamtkapazität: Zusammen mit dem SolarFlow 2400 AC und meinen drei Hyper 2000 stehen mir nun 10,56 kWh nutzbarer Speicher zur Verfügung. Das ermöglicht es mir, mein Haus problemlos von etwa 19 Uhr abends bis 9 Uhr morgens vollständig aus dem eigenen Speicher zu versorgen – genau in den Stunden, in denen die PV-Anlage zu wenig oder gar keinen Strom mehr produziert.

Strom Bezug und Abgabe Juni EBS Schwyz
Der Juni aus Sicht meines Stromanbieters: In Blau, was zurückgespeist wird. In Hell- und Dunkelrot, was ich beziehe. Das Zendure-System schafft es aktuell noch nicht, den Netzbezug komplett zu vermeiden, wodurch ich pro Tag etwa 0.5 kWh – 1 kWh beziehe.

Gerade in den Sommermonaten zeigt sich die Stärke des Systems: Ich kann praktisch autark leben und benötige so gut wie keinen Strom mehr vom Netzbetreiber. Das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten im HEMS klappt dabei fast reibungslos. Insgesamt kann ich sagen, dass der SolarFlow 2400 AC in meinem Setup die Erwartungen erfüllt und den Eigenverbrauch wie auch die Versorgungssicherheit nochmals spürbar erhöht hat.

Fazit

Der SolarFlow 2400 AC überzeugt im Test durch seine Flexibilität, die solide Verarbeitung und die modulare Erweiterbarkeit. Für Nutzer mit einem aktuellen Zendure Setup und der Möglichkeit diese in HEMS zu integrieren, funktioniert das Zusammenspiel hervorragend und hebt das Energiemanagement auf ein neues Niveau. Die App-Steuerung ist weitgehend intuitiv, und auch in Sachen Alltagstauglichkeit kann das System punkten.

Deutlich problematischer ist die Situation allerdings für alle, die ältere Hardware im Betrieb haben, welche nicht mit HEMS kompatibel sind. Hier klappt das Zusammenspiel gar nicht oder nur mit zusätzlicher Hardware, wie einem zweiten Shelly 3EM Pro.

In meinem Setup läuft zwar aktuell alles zufriedenstellend, jedoch würde ich mir eine lokale Unabhängigkeit von der Zendure-Cloud wünschen. Nicht, weil ich keine Daten teilen möchte, sondern um eine stabilere und schnellere Steuerung zu erhalten.

Unterm Strich: Für moderne Setups mit aktueller Hardware ist der SolarFlow 2400 AC eine starke Ergänzung. Wer jedoch auf ältere Zendure-Produkte setzt oder Wert auf vollständige Unabhängigkeit und Weiterentwicklung legt, sollte sich die Integration gut überlegen und abwarten was Zendure als Nachfolgelösung für den Hyper 2000 präsentiert.

Preis

Der Zendure SolarFlow 2400 AC ist derzeit als Set mit einem AB3000X-Akku (2,88 kWh) und Shelly Pro 3EM im Sonderangebot für CHF 1’478.– bzw. €1.298,– erhältlich.

Im Vollausbau mit sechs Akkus (17,28 kWh Gesamtkapazität) kostet das Komplettpaket aktuell CHF 5’373.– oder €4.693,–. Damit liegt der SolarFlow 2400 AC preislich im oberen Segment der Heimspeicherlösungen, bietet dafür aber auch eine der flexibelsten und leistungsstärksten modularen Optionen für ambitionierte Eigenverbrauchsoptimierer.

Je nach Ausbaugrad und Zubehör steigt der Gesamtpreis weiter, weshalb sich die Investition vor allem für Nutzer lohnt, die bereits eine passende PV- und Wechselrichter-Infrastruktur besitzen und gezielt auf Autarkie und Flexibilität setzen wollen.

Schreibe einen Kommentar

Written by
Kevin Kyburz

Geschrieben von Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

Alle Beiträge vom Autor

Newsletter

Abonniere unseren Newsletter und bleibe über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden.

Subscription Form
techgarage-logo-2-white

Die «Techgarage» ist das grösste unabhängige Tech-News Magazin der Schweiz.

Im App Store laden
Socials
Advertise With Us
Jeden Monat besuchen uns über eine Million Unique Users, welche im Schnitt über 2,5 Minuten auf unserer Seite bleiben.
Copyright © 2010 - 2025 Techgarage.