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Sieben Gründe, warum das Tesla Model X noch immer König unter den Elektroautos ist

Tesla Model X Main Teaser

Das Tesla Model X – eine schwierige Empfängnis: 2012 von Tesla-CEO Elon Musk auf der grossen Bühne enthüllt – und erst über drei Jahre später (im Dezember 2015) ausgeliefert. Dazwischen lagen drei Jahre, in denen der Elektroauto-Hersteller aus Kalifornien versuchte herauszufinden, wie sich das Model X denn überhaupt in Massen fertigen liesse. Auch Schuld an der Bredouille waren wie vielen Features, die Tesla ins Model X einfliessen lassen wollte. Nicht zuletzt war es Musk selber, der zugab, dass der «Feature-Overkill» des Model X «vielleicht etwas überheblich» war.

Aber nun fährt es schon seit fast einer halben Dekade auf der Strasse: Das Model X von Tesla. Zeit, dass «Techgarage» sich auch mal ans Steuer dieses «Raketenschiffs» für die Strasse wagt. Und – Spoiler – wir haben unsere ausgiebige Testfahrt geliebt: Nachfolgend sieben Gründe, warum das Tesla Model X für uns auf dem Elektroauto-Thron sitzt.

Tesla Model X: Klotzen, nicht kleckern

Das Tesla Model X war von Anfang an als Fahrzeug konzipiert, das auf der Strasse auffallen sollte. Nichts da mit der eleganten Schlichtheit des Model S: Der SUV Model X sollte mit seinen sieben Sitzplätzen auf der Strasse thronen. Dafür sorgten die Aussenmasse von rund 5’000 x 2’000 x 1’680 Millimetern. Und natürlich die auffälligen «Falcon Wing Doors», die effektvoll nach oben hin aufschwingen.

Und nicht nur das: Mit dem 100 kWh-Akku verfügt das Model X aktuell (neben dem Model S) auch über die grösste Batterie an Bord eines Elektroautos. Das Ganze kommt auch zu einem Preis: Das momentan günstigste Tesla Model X gibt’s momentan ab knapp unter 100’000 Franken, die Spitzenvariante schlägt gar mit rund 145’000 Franken zu Buche.

Tesla Model X Perspective
Tesla-Design von allen Seiten: Model X und die Limousine Model S sind auf derselben Basis aufgebaut.

Techgarage-Kollege Pascal und ich konnten das aktuelle Model X – Baujahr 2020 – einige Tage lang testfahren und dabei auf Herz und Nieren prüfen. Unser Eindruck vom ultimativen Elektroauto: Das Model X steht zu Recht noch auf dem Thron. Auch nach der Lancierung von Audis E-Tron, dem Mercedes EQC und dem Jaguar I-Pace. Aus folgenden sieben Gründen fährt Tesla der Konkurrenz noch immer voraus:

1. Platz und Stauraum

Im Model X fühlt man sich sicher aufgehoben – egal, ob als Lenker oder Mitfahrer. Die vorderste Sitzreihe geniesst den erhöhten Ausblick auf die Strasse durch ein Panorama-Fenster. Die mittlere Sitzreihe ist besonders in der 6-Personen-Konfiguration äusserst geräumig und nun ja: Die Rückbank, die zwei Passagiere fasst, ist nicht besonders grosszügig bemessen. Für kürzere Fahrten lässt es sich aber auch ganz hinten gut mitfahren. Sicher sind sowieso alle Mitfahrer – Tesla hat für sein Model X die Fünf-Sterne-Sicherheitsbewertung der NCAP erhalten.

Und auch mit sechs oder sieben Passagieren an Bord lässt sich noch Gepäck mitführen: Zwar ist der Kofferraum in der Konfiguration für maximale Passagiere mit 187 Litern nicht mehr gigantisch, wer jedoch die Rückbank umklappen kann, hat plötzlich 2’493 Liter zur Verfügung. Und dann gibt’s für Taschen und Weekender-Bags ja noch den «Frunk» unter der vorderen Haube.

Tesla Model X Space
Die markanten «Falcon Wing Doors» erleichtern den Einstieg in die geräumige Kabine des Model X.

2. Performance

Mit der maximalen Motorisierung («Performance» / P100D Ludicrous) bringt das Model X satte 449 Kilowatt oder 661 PS auf die Strasse – das reicht für einen Sprint von 0-100 km/h in 2.9 Sekunden. Das folgende Video bringt’s recht gut auf den Punkt – «Wer beschleunigt schneller: Ein Sportwagen oder ein Sportwagen auf dem Anhänger eines Tesla Model X

3. Effizienz: Der Tesla Energie-Trick

Trotz der Grösse, des Gewichts und der Leistung zeigt sich das Tesla Model X recht genügsam, wenn es um den Energieverbrauch geht. Zum einen ist da der tiefe Luftwiderstands-Koeffizient cW von 0.25.

Wir haben das Model X insgesamt über drei Wochen und 1’510 Kilometer getestet: In Berg und Tal (Trip durch die Schweiz), bei Temperaturen zwischen -3 und +15 Grad und Geschwindigkeiten zwischen 30er-Zone und deutscher Autobahn (aber nie mehr als 210 km/h).

Der durchschnittliche Verbrauch des Model X betrug dabei 245 Wh/km oder 24,5 kWh/100km. Zum Vergleich: In 3 Jahren Model S 85 fahren, kam ich dort im Schnitt auf 212 Wh/km, und der Vierplätzer Honda e, den wir im frühlingshaften Valencia getestet haben, kam im Tagesschnitt auf 210 Wh/km. Insgesamt also hervorragend tiefe Verbrauchswerte für das Model X im Alltagsgebrauch – berücksichtigt man, dass das Elektroauto Platz für sieben Personen bietet und über 2,5 Tonnen wiegt.

Tesla Model X Verbrauch
In drei Wochen und über 1’500 Kilometern haben wir einen durchschnittlichen Energieverbrauch von 245 Wh/km eingefahren.

4. Reichweite: Auch für grosse Sprünge

Entsprechend aus dem tiefen Verbrauch und der grossen Batterie resultiert eine maximale Reichweite von 507 Kilometern (Model X 100D / Long Range) nach WLTP-Zyklus oder 565 Kilometern nach NEFZ-Abrechnung.

Etwas irritiert hat uns die nicht immer so genaue Anzeige der verbleibenden Reichweite. Besonders dann, wenn sich der Akku langsam leert oder man morgens mit 100 Restkilometern auf der Anzeige gerne den nächsten Supercharger anfahren möchte, haben wir einige Male leer geschluckt. Sollte der Trip rechnerisch problemlos möglich sein, begann die Reichweite dann bisweilen schnell zu schrumpfen: Nach 20 Kilometern war der Zähler dann auch mal um 40 Kilometer gefallen. Das hat vermutlich damit zu tun, dass das Auto nach der Abfahrt erstmal den Akku und die Kabine wieder auf Temperatur bringt und so mehr Energie verbraucht. Wir haben unser Ziel noch jedes Mal erreicht – und im Schnitt sind die Berechnungen des Bordcomputers auf rund 7% akkurat. Aber wem auf den letzten Kilometern vor dem nächsten Lader etwas mulmig wird, sollte besser den Fuss vom Pedal nehmen – dann sieht’s nämlich schnell besser aus (der Luftwiderstand nimmt im Quadrat zur Geschwindigkeit ab – weil Physik).

Insgesamt kann man beim Model X aber nicht über mangelnde Reichweite meckern: Hätte ich in Zürich ein Model X in der Garage, das auf 80% Kapazität geladen wäre und spontan Lust, im rund 220 Kilometer entfernten Stuttgart zu Abend zu essen (aus welchen Gründen auch immer), so könnte ich die Reise wohl hin und zurück ohne eine Ladepause machen. Würd› ich aber eh nicht, denn die Autobahn-Tankstellen in Deutschland haben erstaunlich guten und günstigen Kaffee.

5. Das Supercharger-Netzwerk

Ein grosser Bonus, den Tesla-Fahrzeuge ab Fabrik haben, ist das Tesla «Supercharger»-Netzwerk, bei dem sich die Fahrzeuge des Herstellers (fast) weltweit schnell und unkompliziert aufladen lassen.

Tesla Supercharger Network EUR
Das Supercharger-Netzwerk von Tesla wird immer dichter.

In der Schweiz stehen mittlerweile über ein Dutzend Supercharger-Stationen zur Verfügung – und auch Road Trips quer durch Europa sind mit Tesla-Elektroautos absolut kein Problem mehr. Dabei muss auch null vorausgeplant werden, denn der Bordcomputer steuert einen immer zuverlässig an die nächste Ladestelle. Bezahlt wird übrigens (wenn nötig) über die im Tesla-Onlinekonto hinterlegte Kreditkarte. Keine Anrufe bei einer Hotline – kein Frust beim Kartenlese-Automaten: Bei uns haben die Supercharger immer funktioniert und unser Model X mit bis zu 150 Kilowatt Leistung schnell geladen. Ein grosser, moderner Supercharger steht übrigens in Dietikon ZH. Längeren Fahrten steht somit nichts mehr im Wege.

Techgarage-Tesla-Supercharger-Dietikon-Eröffnung-Cover-Photo
Der Supercharger in Dietikon ZH mit Ladepunkten für bis zu 24 Tesla-Elektroautos gleichzeitig.

6. Autopilot: Das zweite Paar Augen

Stichwort «längere Fahrten»: Ein Grund, warum längere Fahrten im Model X so entspannend sind, ist auch der Autopilot. Das Fahrassistenz-System von Tesla ersetzt zwar noch keinen menschlichen Fahrer, aber helfen tut es allemal. Sei es beim Einhalten der Geschwindigkeitslimite, beim Halten der Spur oder als zweites Paar Augen beim Spurwechsel: Die Kameras und Sensoren, die rund ums Auto verbaut sind, liefern ganze Arbeit.

Das enthebt den Fahrer zwar nicht von der Verantwortung, das Auto jederzeit selber zu lenken, aber es gibt ein entspannenderes Fahrgefühl als wenn man das Gefühl hat, man müsse jede Lenkbewegung und jede Geschwindigkeitsanpassung völlig selber machen. Eine noch genauere Autopilot-Analyse hat Pascal bei seiner Fahrt im Model 3 nach Frankreich gemacht.

Tesla Model X Autopilot
Der Autopilot nimmt dem Fahrer die Verantwortung und das Fahren zwar nicht ab, macht längere Fahrten aber definitiv entspannter.

7. Regelmässige drahtlose Software-Updates

Und zu guter letzt der Kitt, der bei Tesla alles zusammenhält: Ähnlich wie die Smartphones, die wir fast täglich testen, gibt es auch für Tesla-Fahrzeuge regelmässige Software-Updates. Dafür muss der Tesla aber nicht in die Garage: Die Updates kommen über die drahtlose Datenverbindung auch in der Nacht ins Auto.

Neu kann das Update sogar per Smartphone-App eingeplant und ausgeführt werden, so dass man sich Morgens zu komplett neuen Features und einem verbesserten Autopiloten ins Auto setzen kann. Tesla-Chef Elon Musk und sein Team von Entwicklern haben bereits früh erkannt, dass Soft- und Hardware zusammenspielen müssen. Deshalb kann man einen Tesla auch «ein Smartphone auf Rädern» nennen – kein anderer Autohersteller kann momentan mit dieser Geschwindigkeit an Innovation mithalten.

Fazit: Wer fordert den König heraus?

Das sind also die Gründe, die für uns bei «Techgarage» das Model X zum momentan besten Elektroauto machen. Dass Tesla schon früh auf die Erfolgsfaktoren Software und Supercharger gesetzt hat, trägt jetzt Früchte. Aber natürlich freuen wir uns, wenn wir künftig auch Elektroautos anderer Marken testfahren und vergleichen können. Bis dahin steht unser Fazit: Das Tesla Model X ist für uns der unbestrittene König unter den Elektroautos.

Smartphone App
Jedes Tesla-Modell lässt sich über eine Smartphone-App überwachen.

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Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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