Mit einem Balkonkraftwerk Strom zu erzeugen ist mittlerweile für viele Haushalte in der Schweiz, Deutschland und Österreich Realität. Doch was passiert mit dem erzeugten Strom, wenn er gerade nicht im Haushalt gebraucht wird? Viele Anlagen speisen ihn unkontrolliert ins Netz – in der Schweiz gibt es dafür oft nur 5 bis 10 Rappen pro Kilowattstunde oder gar nichts. Gleichzeitig zahlen wir 25 bis 35 Rappen für Strombezug aus dem Netz.
Genau hier kommt intelligente Eigenverbrauchsoptimierung ins Spiel. Ich betreibe ein erweitertes Balkonkraftwerk mit Zendure SolarFlow, 3x AB2000S Akkus und dem Shelly Pro 3EM zur Echtzeitmessung und dynamischen Steuerung. In diesem Erfahrungsbericht erkläre ich, wie die Integration funktioniert, wie sich Eigenverbrauch und Einspeisung regulieren lassen – und warum sich das System für mich bereits nach kurzer Zeit gelohnt hat.
Warum Eigenverbrauch wichtiger wird
Seit die Einspeisevergütung für Kleinanlagen gesunken ist und Netzstrom immer teurer wird, lohnt es sich zunehmend, den selbst erzeugten Strom möglichst vollständig selbst zu verbrauchen. Nur so reduziert man effektiv die Stromrechnung. Eine einfache 600-W-Balkonanlage ohne Speicher schafft das nicht – mittags verpufft viel Ertrag ungenutzt im Netz.
Mit einem dynamisch geregelten Speicher wie dem Zendure SolarFlow in Verbindung mit dem Shelly Pro 3EM als Mess- und Steuerzentrale lässt sich das elegant lösen: Das System weiss jederzeit, wie viel Strom im Haushalt verbraucht wird und wie viel gerade erzeugt wird – und regelt die Einspeisung automatisch so, dass sie dem Bedarf entspricht.

Es gibt zwar auch gute alternative Methoden zur Nulleinspeisung mit hoher Effizienz – wie etwa das technisch aufwendigere Setup mit Home Assistant und Smarten Steckdosen, das auf alkly.de vorgestellt wird – doch der grosse Vorteil von Zendure ist die einfache Umsetzung mit wenigen Komponenten, direkt über die App und ohne grosse manuelle Konfiguration
Shelly Pro 3EM einrichten – Schritt für Schritt
Wer seine Solaranlage wirklich intelligent betreiben möchte, braucht präzise Messdaten. Genau hier setzt der Shelly Pro 3EM an. Das Gerät ist ein dreiphasiger Stromzähler, der für den Einbau auf der Hutschiene im Sicherungskasten konzipiert ist. Er misst nicht nur den Stromverbrauch einzelner Phasen, sondern erkennt auch Netzeinspeisung und Rückfluss – ideal für alle, die den Stromfluss in beide Richtungen erfassen möchten.

Im Unterschied zu vielen reinen Smart-Metern bietet der Shelly Pro 3EM zusätzlich WLAN- und LAN-Anbindung, eine eigene Weboberfläche, MQTT-Unterstützung und offene API-Zugänge – und bleibt dabei trotzdem bezahlbar und kompakt.
Wenn du den Shelly 3EM nutzen willst, um dein Balkonkraftwerk dynamisch zu regeln – wie im Zusammenspiel mit dem Zendure SolarFlow – ist die korrekte Einrichtung essenziell. So gehst du Schritt für Schritt vor:
1. CT-Klemmen korrekt montieren
Drei mitgelieferte Stromzangen (CTs) werden um die drei Phasenleiter deines Hausanschlusses gelegt – in der Regel nach dem Zähler, aber vor der Verteilung. Achte genau auf die Pfeilrichtung der Klemmen: Sie müssen in Richtung Verbraucher zeigen (also vom Netz ins Haus). Falsche Richtung = falsche Vorzeichen = falsche Steuerung.
Tipp: CTs sauber verlegen, mit Kabelbindern sichern und auf sicheren Sitz prüfen.
2. Spannungsversorgung anschliessen
Der Shelly benötigt eine 230 V-Stromversorgung (L + N) und sollte über eine eigene, abgesicherte Leitung im Sicherungskasten versorgt werden. Für die Hutschiene ist ausreichend Platz notwendig – plane das bei Nachrüstung ggf. ein.
Wichtig: Arbeiten am Sicherungskasten immer durch eine Elektrofachkraft durchführen lassen!
3. Gerät in Betrieb nehmen
Nach dem Einschalten startet der Shelly im Access-Point-Modus. Du kannst dich mit deinem Smartphone und der Shelly App mit dem Gerät verbinden und es direkt einrichten.
Dort kannst du:
- das WLAN deines Haushalts einrichten
- den Gerätenamen vergeben
- CT-Klemmen den Phasen zuweisen (L1, L2, L3)
- optional MQTT aktivieren
Nach erfolgter Verbindung zum Heimnetz wird der Shelly automatisch über die Shelly Cloud erreichbar – oder du nutzt nur den lokalen Zugriff.
4. Firmware-Update durchführen
Shelly-Geräte werden regelmässig mit Software-Updates versorgt. Nach der ersten Verbindung solltest du prüfen, ob ein Firmware-Update verfügbar ist – das bringt oft neue Funktionen und verbessert die Stabilität.
5. Gerät mit der Shelly App oder Web-UI einrichten
Die mobile App (Android/iOS) ist übersichtlich und bietet schnellen Zugriff auf Live-Daten, Tagesübersichten, Spannungs- und Stromverläufe je Phase. Alternativ lässt sich der Shelly über die lokale Weboberfläche oder mit Smart-Home-Plattformen wie Home Assistant verbinden.
Optional kannst du auch eine MQTT-Verbindung aufbauen oder den Shelly über REST API in eigene Automationen einbinden – für fortgeschrittene Nutzer:innen ein echtes Highlight.
Zendure SolarFlow integrieren – so funktioniert der Smart CT-Modus
Nachdem der Shelly Pro 3EM korrekt eingerichtet und ins Heimnetz eingebunden ist, folgt die entscheidende Verknüpfung mit dem Zendure SolarFlow-System. Ziel ist es, dass der SolarFlow seine Einspeiseleistung nicht stur konstant liefert, sondern sich in Echtzeit an den tatsächlichen Strombedarf des Haushalts anpasst. Genau dafür ist der Smart CT-Modus gedacht.
Was in professionellen PV-Systemen oft über aufwendige Hybridwechselrichter und teure Energiemanagementsysteme gelöst wird, schafft Zendure über eine smarte Cloud-Integration mit wenigen Klicks – und ohne zusätzliche Hardware.

So funktioniert’s – technisch erklärt
Der Smart CT-Modus von Zendure nutzt die Live-Daten des Shelly Pro 3EM, um den aktuellen Stromverbrauch des Haushalts zu ermitteln. Diese Daten umfassen:
- Bezug aus dem Netz (positive Leistung)
- Einspeisung ins Netz (negative Leistung)
- Momentanverbrauch je Phase (in Watt)
Zendure wertet diese Daten aus und berechnet daraus, wie viel Strom der SolarFlow aktuell bereitstellen darf, um entweder:
- exakt den momentanen Hausverbrauch zu decken (→ Nulleinspeisung) oder
- den Verbrauch so weit wie möglich aus Solarstrom zu decken, wobei kleine Einspeisungen erlaubt sind (→ House Priority)
Zwei Regelmodi stehen zur Auswahl
Standardmässig regelt der SolarFlow automatisch schon recht gut und speist auch nur dann ein, wenn vom Haus bedarf besteht. Ist kein Verbrauch vorhanden, geht die Sonnenenergie in den Akku. Zendure selbst schreibt, der «normale» Modus sie der konservative, wodurch eher weniger Strom als benötigt ins Haus eingespeist wird.

Mit der «Priorität Haushaltsstrom» Option, ermöglich es Zendure jedoch etwas mehr als benötigt einzuspeisen. Dadurch wird in meinem Fall eher weniger vom Elektrowerk bezogen, was sinnvoll ist, wenn dein Netzbetreiber, wie bei mir die EBS Schwyz, eine kleine Einspeisevergütung zahlt (10 Rp./kWh). So nutzt man die volle PV-Leistung, ohne dass Energie ungenutzt verpufft.
Einrichtung in der Zendure App – Schritt für Schritt
- App starten und zum Menüpunkt „Geräte» → Aktives Zendure Gerät auswählen
- Unten Energieplan anwählen und dort den Smart CT-Modus aktivieren
- Shelly-Gerät hinzufügen (beide Geräte müssen im selben WLAN sein)
- Betriebsmodus auswählen: Nomal oder Priorität Haushaltsstrom
- Energieplan speichern übernehmen und testen
Ab diesem Moment passt der SolarFlow seine Einspeisung kontinuierlich an die Last im Haushalt an – gesteuert durch die Live-Daten des Shelly. Kein zusätzliches Gateway, keine Skripte, keine Drittanbieterplattform nötig.
Was bringt das Ganze in der Praxis?
Mein Ziel war von Anfang an klar: So viel meines selbst erzeugten Stroms wie möglich direkt im Haushalt nutzen – ohne unnötig ins Netz einzuspeisen und ohne auf Komfort zu verzichten. Deshalb habe ich das Zusammenspiel aus Zendure SolarFlow, Shelly Pro 3EM und dem Smart CT-Modus direkt beim Aufbau meines Balkonkraftwerks eingeplant und eingerichtet.
Eigenverbrauch statt Einspeisung – mit System
Dank der dynamischen Steuerung durch den Smart CT-Modus liefert mein SolarFlow-System genau dann Strom, wenn im Haus wirklich Bedarf besteht. Der Wechselrichter passt seine Leistung kontinuierlich an – basierend auf den Echtzeitdaten des Shelly. Gleichzeitig wird die Batterie immer dann geladen, wenn Solarstrom verfügbar ist und im Moment nicht gebraucht wird. So kann ich ihn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, z. B. abends oder in den frühen Morgenstunden.
Diese Regelung funktioniert zuverlässig, ohne dass ich manuell eingreifen muss – auch wenn es z. B. durch Wolken oder spontane Lastwechsel (z. B. durch die Wärmepumpe) zu Schwankungen kommt. Der SolarFlow erkennt automatisch, ob aktuell eingespeist, verbraucht oder gespeichert werden soll – und bleibt dabei innerhalb der konfigurierten 600 W AC-Leistung.
Wärmepumpe als regelbare Last – und Herausforderung
Ein Teil meines täglichen Stromverbrauchs entfällt auf die Luft-Wasser-Wärmepumpe, die vor allem morgens und abends aktiv ist. Zwar kann ich sie nicht vollständig aus der PV decken, aber die Batterie liefert oft 500–600 W über mehrere Stunden – genau passend für die Grundlast und Taktung der Wärmepumpe. In Summe wird so ein beachtlicher Teil meines Energiebedarfs solar gedeckt.
Nicht autark – aber deutlich unabhängiger und billiger
Ich bin realistisch: Auch mit 1,7 kWp und 5,8 kWh Speicher bin ich nicht autark. Mein Haushaltsverbrauch liegt bei etwa 12–20 kWh am Tag – davon kann ich rund 4–5 kWh selbst decken. Das entspricht einer Autarkiequote von 25–45 %, je nach Wetter, Tagesprofil und Stromverbrauch. An sonnigen Tagen geht sie über 50 %, an trüben unter 30 %. Wichtig ist: Diese 35–45 % kommen gezielt zur richtigen Zeit, wenn der Strom am teuersten ist – tagsüber, abends, morgens. Und das macht sich bei der Stromrechnung bemerkbar.