Wie funktionieren Mikrowechselrichter mit Speicher?

Kevin Kyburz
30. März 2025
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Balkonkraftwerke boomen – vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Immer mehr Menschen setzen auf die einfache Art, eigenen Solarstrom zu erzeugen: ein oder zwei Module, ein Mikrowechselrichter und der Stecker in die Steckdose. Doch was passiert eigentlich mit dem Strom, den man gerade nicht braucht? Genau hier kommt das Thema Speicher ins Spiel. Und damit wird es technisch interessant.

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Was macht ein Mikrowechselrichter eigentlich?

Ein Mikrowechselrichter, auch Micro-Inverter genannt, sitzt direkt am Solarmodul und wandelt den Gleichstrom (DC) des Panels in haushaltsüblichen Wechselstrom (AC) um. Anders als bei klassischen Stringwechselrichtern, wo viele Module zusammengeschaltet werden, arbeitet jeder Mikrowechselrichter eigenständig. Das bringt viele Vorteile: Wenn ein Modul verschattet ist, betrifft das nicht gleich die ganze Anlage. Ausserdem sind Mikros sicherer, weil sie nur mit Niedrigspannung arbeiten.

Diese Technik eignet sich ideal für Kleinstanlagen wie Balkonkraftwerke. Die Installation ist oft «plug & play», die Geräte sind kompakt und lassen sich direkt mit handelsüblichen Steckdosen kombinieren. Viele Wechselrichter lassen sich sogar per App begrenzen, um gesetzliche Einspeisegrenzen wie die in Deutschland übliche 800-Watt-Grenze einzuhalten.

Speicher dazu? Klingt gut. Aber wie?

Der nächste logische Schritt für viele Balkon-PV-Besitzer:innen ist ein Speicher. Warum Strom verschenken, wenn man ihn abends selbst brauchen kann? Die Herausforderung dabei: Mikrowechselrichter geben den Strom direkt ins Hausnetz. Um diesen Weg zu «unterbrechen» und Energie zwischenspeichern zu können, braucht es clevere Systeme.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Speicher-Konzepte:

1. DC-Kopplung: Hier wird der Akku direkt auf der Gleichstromseite vor dem Wechselrichter eingebunden. Das ist effizient, weil der Strom nur einmal umgewandelt werden muss. Beispiele: Zendure SolarFlow oder EcoFlow PowerStream .

2. AC-Kopplung: Der Speicher hängt auf der Wechselstromseite. Er zieht Überschussstrom aus dem Hausnetz, wandelt ihn wieder in Gleichstrom und speichert ihn. Bei Bedarf wird er zurückgewandelt. Das ist flexibler, funktioniert auch nachträglich mit bestehenden Anlagen, ist aber etwas verlustbehafteter.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Zendure geht mit seinem SolarFlow-System den DC-Weg: Der Speicher wird zwischen Modul und Wechselrichter gesteckt, erkennt automatisch, wann Überschuss vorhanden ist, und speichert den Strom. Bei Bedarf wird der Akku entladen und der Wechselrichter denkt, der Strom komme weiterhin vom Modul. Das funktioniert mit nahezu allen Balkonkraftwerken und ist besonders einfach nachzurüsten.

EcoFlow hingegen setzt auf eine Kombination aus Mikrowechselrichter und mobiler Powerstation. Das PowerStream-System erkennt mithilfe smarter Steckdosen, wann Strom gespeichert werden kann. Besonders praktisch: Die Powerstation kann auch mobil genutzt werden – ideal für Camping oder als Notstromversorgung.

Anker bringt mit der SOLIX Solarbank ein All-in-One-Gerät, bei dem der Wechselrichter bereits im Speicher integriert ist. Einfach Module anschliessen, Speicher an die Steckdose – fertig. Besonders spannend: Das Gerät kann optional auch Notstrom liefern und ist wintertauglich (mit Akku-Heizung).

Hoymiles ist einer der bekanntesten Hersteller für Mikrowechselrichter (z. B. HMS-800), bietet aber aktuell keine eigene Speicherlösung. Dafür lassen sich deren Wechselrichter gut mit Systemen wie Zendure oder klassischen AC-Speichern kombinieren.

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Was ist gesetzlich erlaubt?

In Deutschland liegt die Einspeisegrenze für Balkonkraftwerke seit 2024 bei 800 Watt. In Österreich ist dieser Wert schon länger gültig, in der Schweiz sind es aktuell noch 600 Watt. Wichtig: Die Grenze bezieht sich auf die AC-Ausgangsleistung des Wechselrichters, nicht auf die Modulleistung.

Zudem müssen Anlagen in Deutschland im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur gemeldet werden. Eine extra Genehmigung ist nicht erforderlich.

Worauf sollte ich beim Kauf achten?

Neben der Leistung und Speichergrösse ist vor allem die Sicherheit entscheidend. Wechselrichter müssen eine automatische Netztrennung (ENS) beherrschen. Steckdosen sollten korrekt abgesichert sein. Bei Unsicherheit lohnt ein Blick in die VDE-Richtlinien oder eine Beratung.

Auch die App ist wichtig: Wie transparent ist das Monitoring? Lässt sich die Leistung begrenzen? Gibt es Automatisierungsoptionen? Wer tiefer einsteigen will, kann auch auf offene APIs oder Home Assistant-Integrationen achten.

Fazit

Mikrowechselrichter sind das Herz jedes Balkonkraftwerks. In Kombination mit einem passenden Speicher werden sie zur smarten Energiezentrale für Zuhause. Ob mit mobilen Powerstations, Zwischensteck-Hubs oder All-in-One-Geräten: Der Markt bietet 2025 eine Vielzahl spannender Lösungen für Einsteiger und Fortgeschrittene.

Wer clever plant, kann nicht nur den Eigenverbrauch steigern, sondern auch die Unabhängigkeit vom Netz und von steigenden Strompreisen.

Written by
Kevin Kyburz

Geschrieben von Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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