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Wie iPod-Erfinder Tony Fadell mit Weltraum-Technologie die Erde retten will

«Die NASA wollte also unseren iPod mit dem Space Shuttle ins All schicken – Und dafür gaben Sie uns ein ganzes Buch mit Vorschriften und technischen Daten, die das Gerät erfüllen musste», erklärt Tony Fadell dem gebannt zuhörenden Publikum. «Sie gaben uns etwas Zeit, diese Vorgaben umzusetzen und den iPod so Weltraum-tauglich zu machen. Also lasen wir uns die Spezifikationen durch und waren verblüfft. Und wissen Sie, wie stark wir einen handelsüblichen iPod anpassen mussten? Gar nicht: All diese NASA-Vorschriften erfüllte apple bereits.»
Tony Fadell ist ein geborener Geschichtenerzähler – auch wenn er für seine Ingenieurs-Künste bekannt ist. Der 50-jährige Amerikaner hat bei apple den iPod und das iPhone mitentwickelt und gründete später mit «Nest» sein eigenes Unternehmen. Nest ist bekannt für Sensoren, die zu Hause installiert werden können: Kameras, Thermostaten, Mikrofone.

Tony Fadell Starmus iPod on Space Shuttle
Einer seiner grössten Erfolge: Tony Fadells iPod hat es an Bord des Space Shuttle bis in den Orbit geschafft. Modifikationen, um den Musik-Spieler «weltraumtauglich» zu machen, musste apple nicht speziell vornehmen.

Weltraum-Teflon ist ein Mythos

Und nun spricht Fadell am Starmus-Festival, das Mitte Juni in Zürich stattfand, darüber, wie technologische Fortschritte in der Weltraum-Forschung früher oder später auch unser Leben auf der Erde bereichern. Klar: In die Weltraumforschung ist besonders in den 1960er- und 70er-Jahre viel Geld geflossen. Und während die Erfindung von Teflon durch die NASA ein Mythos ist (Teflon wurde bereits 1938 entwickelt), hat uns die Raumfahrt zum Beispiel unsere Smartphone-Kameras als CMOS (Camera on Chip) beschert.

«Space to Earth» – oder doch umgekehrt?

Die Aussage, den Fadell mit seiner iPod-Anekdote machen möchte, ist, dass technologische Entwicklung längst nicht mehr nur in eine Richtung geht. Beispielsweise wurden Mikroprozessoren für Computer tatsächlich spezifisch für die Erforschung des Alls entwickelt, weil Vakuumröhren nicht Weltraum-tauglich waren. Auch in der Entwicklung von Solarzellen zur Gewinnung von Strom aus Licht war die Raumfahrt führend, ebenso bei Durchbrüchen in der Forschung von Lithium-Batterien und Funkchips zur Kommunikation über grosse Distanzen.
Doch in den letzten Jahrzehnten, so Fadell, hätte auch viel Alltagstechnologie ihren Weg auf die internationale Raumstation ISS gefunden. Dinge, die nicht spezifisch für einen Einsatz im All entwickelt wurden, sich im Orbit aber durchgesetzt haben, sind Ethernet-Kabel, 3D-Drucker, Betriebssysteme wie Windows und Linux und Prozess-Software wie Atlassian, die bereits in irdisch basierten Unternehmen verbreitet war, bevor sie von der NASA für ihre Astronauten eingesetzt wurde.

Tony Fadell Starmus Circle of Inventions
Der «Kreis der Innovationen» schliesst sich: Längst profitiert nicht nur die Privatwirtschaft von Entwicklungen aus der Raumfahrt – mittlerweile geht der Informations- und Innovationsaustausch in beide Richtungen.

Was es bedeute, wenn der technologische Kreis «Raumfahrt – Industrie – Konzern – Konsument» sich schliesse, sei eine Beschleunigung der Innovationen in der Raumfahrt wie auch auf der Erde. Und davon profitierten alle. Beispielsweise würden private Raumfahrtunternehmen bereits jetzt Mikrosatelliten für 7’000 US-Dollar produzieren können – damit würde die Raumfahrt und die Erkenntnisse daraus demokratisiert.

«Umwelt-Polizei» aus dem All soll die Erde retten

Fadells derzeitiges Lieblingsprojekt ist denn auch dieOrtung von Methan und CO2 aus dem Weltall mit Hilfe eines Netzwerks von Mini-Satelliten. Dies sei für ihn ein Beispiel dafür, wie Raumfahrt und Industrie zusammenspannen könnten, um die Bedingungen auf der Erde zu beobachten – und mögliche Veränderungen vorzunehmen. Der iPod-Erfinder träumt denn auch von einer Zeit, wo auch am Boden überall auf der Erde Sensoren verteilt sind, die uns Informationen über den Zustand der Umwelt geben können. Sei das ein mit Plastikteilen verschmutzer Strand, die schleichende Abholzung des Regenwalds oder illegale Überfischung der Weltmeere: Mit den vereinigten Technologien aus All und Erde könne man nach dem Prinzip «Gefahr erkannt – Gefahr gebannt» vorgehen. Er stellt sich vor, wie diese Informationen – gepaart mit einem «Gamification»-Modell – zu mehr und zielgerichteteren Spenden für Umweltprojekte führen könnten. Ja – gar eine «Umwelt-Polizei» müsse auf diese Art entstehen, um unsere Erde zu retten.
Abgesehen von der «iPod auf dem Space Shuttle»-Episode erzählt Fadell übrigens nicht mehr viel über seine Zeit bei apple. Es scheint, als hätte der Ingenieur mit seiner Vergangenheit im iPhone-Konzern abgeschlossen. Lieber blickt er nach vorne – und damit auch gerne mal in die Sterne.

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Pascal Landolt

Pascal lebt für Technologie und schreibt leidenschaftlich gerne – und als Mitgründer und Redaktor von Techgarage kann er diese beiden Passionen miteinander verbinden. Er wohnt in Zürich, aber eigentlich nennt er die ganze Welt sein Zuhause. Pascal war beruflich redaktionell und in der PR für einen globalen Technologiekonzern tätig, bevor er sich selbständig gemacht hat.

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