Die Schweizer Datenschutzfirma Proton zieht gegen Apple vor Gericht. Der Anbieter hinter dem beliebten Proton Mail und Proton VPN hat eine Klage in den USA eingereicht – und vertritt dabei eine ganze Gruppe datenschutzorientierter Entwickler, die sich von Apples App-Store-Praktiken benachteiligt fühlen.
Konkret geht es um die jährliche Entwicklergebühr von 99 US-Dollar und die berüchtigte 30-Prozent-Provision auf In-App-Käufe, die laut Proton besonders kleine, nicht datengetriebene Unternehmen treffen.
App-Store-Regeln benachteiligen Privatsphäre-Apps
Proton argumentiert, dass Firmen wie Google oder Meta, die ihre Einnahmen hauptsächlich über Nutzerdaten und Werbung erzielen, weit weniger auf kostenpflichtige Premium-Modelle angewiesen sind – und daher von Apples Gebührenmodell indirekt profitieren.
„Die Gebühren schaden vor allem Unternehmen, die Datenschutz und Nutzerrechte in den Mittelpunkt stellen“, so Proton in einer Stellungnahme zur Klage.
Kontrolle über App-Distribution im Fokus
Neben den finanziellen Bedingungen steht auch Apples Kontrolle über die App-Verbreitung in der Kritik. Proton verweist auf Länder wie China oder Russland, wo Apple auf Druck von Regierungen regelmässig Apps entfernt – darunter VPNs, Messenger und Zensur-Umgehungstools.
Proton selbst war etwa gezwungen, Hinweise auf Zensurumgehung aus seiner App zu löschen. In China ist das Unternehmen mit seinen Services gar nicht erst vertreten – Apple habe durch seine Plattformmonopole eine zu starke Stellung, argumentiert Proton.
Ziel der Klage: Systemänderung, kein Profit
Anders als bei klassischen Schadenersatzforderungen betont Proton, dass es nicht vorrangig ums Geld geht. Sollte es zu Zahlungen kommen, sollen diese gemeinnützigen Organisationen zugutekommen – etwa über die Proton Foundation, die sich für Demokratie und Menschenrechte engagiert.
„Wir wollen kein Geld – wir wollen einen fairen digitalen Markt“, so der klare Tenor der Klage.
Warum jetzt?
Die Klage folgt auf eine Reihe von Regulierungsmassnahmen – insbesondere in der EU, wo Apple gezwungen wurde, Sideloading zuzulassen und Gebührenmodelle anzupassen. Doch in den USA gelten andere Regeln – und genau hier setzt Proton nun an, um auf breiterer Front Druck aufzubauen.
Fazit: Datenschutz gegen Big Tech – jetzt im Gerichtssaal
Proton steht mit seiner Klage exemplarisch für eine wachsende Frustration kleiner Entwickler, die sich gegen die Marktmacht von Apple wehren. Ob das Verfahren tatsächlich eine Systemänderung bewirkt, bleibt offen – aber der symbolische Schritt ist klar: Datenschutz und digitale Rechte sollen nicht vom Geschäftsmodell abhängen.