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Ist der Datenschutz nun Facebooks neue Unternehmens-Philosophie?

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Mark Zuckerberg hat in einem langen Beitrag auf Facebook ausgeführt, wie der Konzern in Zukunft für einen besseren Datenschutz und eine freiere weil privatere Kommunikation seiner Nutzer sorgen möchte – nicht nur bei der Nutzung des sozialen Netzwerks Facebook, sondern auch beim Versenden von Nachrichten über WhatsApp, Instagram oder per SMS.

Verschlüsselung

Bereits Ende Januar hatte die «New York Times» Insider-Informationen weitergegeben, wonach Facebook den Messenger, WhatsApp und Instagram zu einer gemeinsamen Messaging-Plattform zusammenführen wolle. Eines der Ziele sei schon damals gewesen, dass alle an dieser Mega-Plattform beteiligten Dienste eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten werden. Zuckerberg bestätigt nun explizit, dass Facebooks Messenger die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erhalten soll. Bei WhatsApp wird diese Verschlüsselungs-Technik bereits gewährleistet.

Der Facebook-Chef sagt in seinem Beitrag sogar: «Insgesamt halte ich es für richtig, auf die Implementierung einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für die gesamte private Kommunikation hinzuarbeiten.» Damit spielt Zuckerberg vermutlich darauf an, dass auch Instagram-Nachrichten über diese Art der Nachrichten-Verschlüsselung geschützt werden sollen.

Reduzierung der Speicherdauer

Die Speicherdauer von Nachrichten könne man auf Minuten oder sogar Sekunden reduzieren, wenn das von den Nutzern gewünscht sei, sagt Zuckerberg. Er gibt allerdings auch zu bedenken, dass es Nutzer gebe, die bestimmte Ereignisse in ihrem Leben festhalten möchten.

Es sind also oft Kompromisse, die das Unternehmen eingeht, wenn es um die Frage der Datenspeicherung geht. Zumindest könne man den Nutzern aber stets die Option anbieten, dass ihre Nachrichten alsbald nach dem Versenden gelöscht würden; dann hätte es jeder selbst in der Hand, wie er damit umgeht.

Kompatibilität

Neben der Integration von WhatsApp, Instagram und dem Messenger will Zuckerberg auch die Möglichkeit anbieten, über SMS-Nachrichten mit den jeweiligen Kontoinhabern der verschiedenen Facebook-Dienste zu kommunizieren. Ein Problem sei aber, dass die Integration von SMS in die Messenger-Anwendungen nur bei Android-Geräten funktionieren würde, da Apple nicht erlaube, dass SMS mit Apps interagieren.

Datenspeicherung

Zuckerberg erklärt, dass der Facebook-Konzern in bestimmten Ländern Kompromisse eingehen müsse. Man riskiere aber lieber, dass man keinen Marktzugang in einem bestimmten Land erhalte, oder dass der Dienst landesweit blockiert werde, als Regierungen dabei zu helfen, Menschenrechtsverletzungen zu begehen.

«Beim Aufbau unserer Infrastruktur auf der ganzen Welt haben wir uns entschieden, keine Rechenzentren in Ländern zu bauen, die nachweislich Menschenrechte wie das allgemeine Persönlichkeitsrecht oder die Meinungsfreiheit verletzt haben», sagt der Facebook-Gründer.

Der beste Datenschutz sei aber, sensible Daten gar nicht erst zu speichern. Daher würde man bei WhatsApp zum Beispiel auch keine Verschlüsselungscodes speichern und wolle dies auch bei den anderen Facebook-Messengern nicht tun, wenn diese die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erhalten werden.

Schöne neue Welt

Abschliessend träumt Zuckerberg von einem Umgang mit Daten, den es grundsätzlich schon einmal gab; jedenfalls vor dem Internetzeitalter in rechtsstaatlich organisierten Demokratien, in denen die Menschenrechte nicht nur auf dem Papier standen.

«Ich glaube, wir sollten auf eine Welt hinarbeiten, in der die Menschen privat sprechen und frei leben können, in dem Wissen, dass ihre Informationen nur von demjenigen wahrgenommen werden kann, der sie sehen soll und gleichzeitig nicht für immer haften bleiben.» Mit dieser Ansage hat sich Zuckerberg viel vorgenommen.

Einleitend machte der Facebook-Gründer in seinem Beitrag darauf aufmerksam, dass das Versenden von Privat-Nachrichten, die Nutzung von nur kurzzeitig gespeicherten Storys und kleine Gruppen diejenigen Bereiche in der Online-Kommunikation seien, die mit Abstand am schnellsten wachsen würden.
Zuckerberg geht es mit seiner Betonung der Privatsphäre also scheinbar nicht um den Datenschutz an sich, sondern um die Investition in einen Wachstumsmarkt. Von einer neuen Unternehmens-Philosophie kann man vor diesem Hintergrund nur schwerlich sprechen. Es ist vor allem ein wirtschaftlich cleverer Strategiewechsel, den Facebook vor hat.

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Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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