Der Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple um die Öffnung des App Store geht ins nächste Kapitel – mit offenen Zahlen. Epic-CEO Tim Sweeney hat gegenüber Business Insider verraten, dass der bisherige Kampf gegen Apples Plattformregeln das Unternehmen bereits mehr als eine Milliarde US-Dollar gekostet hat. Darin enthalten: rund 100 Millionen Dollar an Anwalts- und Gerichtskosten, sowie massive Umsatzeinbussen, weil Epic-Games-Titel – vor allem Fortnite – nicht mehr im App Store gelistet sind.
Trotz der gewaltigen Summe sagt Sweeney: „Es hat sich gelohnt.“
Teurer Zwischensieg mit Folgen
Im Kern des Rechtsstreits steht Epics Vorwurf, Apple kontrolliere den App Store so strikt, dass Entwickler keine fairen Wettbewerbschancen hätten. Die Bedingungen – etwa 30 % Provision und das Verbot alternativer Zahlungswege – hält Epic für wettbewerbswidrig. Der erste Erfolg kam 2023, als ein US-Gericht Apple verpflichtete, Zahlungsverlinkungen ausserhalb des App Store zuzulassen – ein Etappensieg für Epic.
Doch das kostet: Sweeney schätzt, dass Epic im Vergleich zum App-Store-Vertrieb Hunderte Millionen Dollar an Fortnite-Umsatz verloren hat. In den zwei Jahren vor dem Rauswurf habe allein Fortnite rund 300 Mio. USD über den App Store umgesetzt – während der Hype um das Spiel seinen Höhepunkt erreichte.
Epic Games Store: Sweeneys Plattform-Vision
Parallel zum Streit mit Apple hat Epic seinen eigenen Store ausgebaut – auch auf iOS. In der EU ist der Epic Games Store bereits aktiv, dank des Digital Markets Act, der alternative App Stores erlaubt. Laut Epic wurde der Store bereits rund 30 Millionen Mal installiert. Dazu bietet Epic nun auch eine Web-Shop-Lösung, über die Entwickler ihre Apps direkt anbieten können – mit deutlich günstigeren Konditionen:
- Bis 1 Mio. USD Jahresumsatz: 0 % Provision
- Über 1 Mio. USD: nur 12 % Provision
Zum Vergleich: Apple verlangt 15 % bis 30 %, abhängig vom Umsatzvolumen und der Art der Transaktion.
Warum Epic durchhält – und was die Investoren sagen
Sweeney stellt klar: Epic sei nicht allein unterwegs. Die Investoren stünden hinter dem Kurs, weil sie an die Vision glaubten: „Wir wollen das Metaverse bauen – und Fortnite von einem Spiel zu einer offenen Plattform mit Milliarden Nutzern entwickeln.“ Apples geschlossener App Store sei dabei eine Hürde, die man gemeinsam mit anderen Entwicklern durchbrechen wolle.
„Epic ist eines der wenigen Unternehmen, das sich diesen Kampf leisten kann – und muss“, so Sweeney. Dabei gehe es nicht nur um Fortnite oder Epic selbst, sondern um die Plattformfreiheit aller Entwickler:innen.
Fazit: Hoher Einsatz – aber strategisch begründet
Die Enthüllung der Prozesskosten zeigt, wie viel Epic bereit ist zu investieren, um den App-Markt langfristig zu verändern. Über eine Milliarde Dollar ist ein gewaltiger Preis – doch Sweeney sieht sich und sein Unternehmen auf dem richtigen Weg. Mit der EU als Rückenwind und einem funktionierenden Epic Store in der Praxis wächst der Druck auf Apple – und mit ihm die Chance, dass sich das App-Ökosystem tatsächlich öffnet.
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