Während Nintendo und Microsoft bereits den nächsten Schritt gegangen sind und ihre First-Party-Spiele künftig für bis zu 89,99 Euro anbieten, bleibt Electronic Arts (EA) vorerst zurückhaltend. In einer Telefonkonferenz zu den aktuellen Quartalsergebnissen äusserten sich CEO Andrew Wilson und Finanzchef Stuart Canfield zur Frage, ob EA ebenfalls eine Preisanpassung plant – die Antwort fällt überraschend nüchtern aus: „Aktuell keine Änderungen“.
Damit positioniert sich EA bewusst gegen den Trend – zumindest vorerst. Ob das langfristig so bleibt, ist angesichts der Dynamik in der Branche fraglich.
EA-CEO: Qualität und Wert statt Preisfokus
Auf die Frage, ob EA seine Preisstrategie anpassen werde, sagte Wilson: „Unser Geschäft ist heute sehr anders als noch vor zehn Jahren.“ Damals habe man „glänzende Discs in Plastikboxen im Einzelhandel verkauft“ – heute sei das nur noch ein kleiner Teil des Geschäftsmodells. Stattdessen biete EA heute eine breite Preisstruktur an – von Free-to-Play über Standard-Editionen bis hin zu Deluxe-Bundles jenseits der 100 Euro.
Das zentrale Ziel, so Wilson, sei es, den Kund:innen „exponentiellen Wert“ zu bieten – unabhängig davon, ob ein Spiel einen Dollar oder 100 Dollar koste. Es gehe darum, hochwertige Erlebnisse zu liefern, die sich für den Preis lohnen. Das ist keine Absage an höhere Preise – aber ein klares Bekenntnis zu flexibler Preisgestaltung.
CFO Canfield: Aktuell keine Preisänderungen geplant
Finanzchef Stuart Canfield wurde in der Konferenz noch deutlicher: „Aus Sicht der Spiele, die wir veröffentlichen, haben wir zu diesem Zeitpunkt keine Änderungen in unserer aktuellen Strategie vorgenommen.“
Mit anderen Worten: Während Nintendo und Microsoft bereits Fakten schaffen, bleibt EA (vorerst) beim gewohnten Preismodell. Das könnte ein kalkulierter Vorteil sein – oder ein strategischer Zwischenschritt vor einem späteren Preissprung.
Ein wachsender Trend: Warum Preise steigen
Die Branche diskutiert seit Monaten über höhere Spielepreise – zuletzt befeuert durch Nintendos Ankündigung, neue Titel wie Mario Kart World künftig für bis zu 89,99 Euro im Einzelhandel zu verkaufen. Auch Microsoft zieht nach und verlangt für kommende AAA-Spiele denselben Betrag – ein Plus von rund 10 Euro gegenüber früheren Preisstandards.
Branchenveteranen wie Shuhei Yoshida (ehemals Sony) sprechen inzwischen offen von einem „notwendigen Übel“: Spieleentwicklung sei deutlich teurer geworden – durch höhere technische Anforderungen, grössere Teams und längere Entwicklungszeiten. Analysten wie Pat Piscatella verweisen zudem auf den bereits gestiegenen Durchschnittspreis, bedingt durch Sondereditionen, Season Passes und Mikrotransaktionen.
Fazit: EA bleibt (noch) beim alten Preis – aber der Markt bleibt in Bewegung
Electronic Arts signalisiert mit seiner aktuellen Positionierung Zurückhaltung – vielleicht aber auch strategische Beobachtung. In einer Branche, in der sich sowohl Angebot als auch Konsumverhalten verändern, ist die Preisfrage längst nicht mehr so eindeutig wie früher. EA bietet heute ein Spektrum von Free-to-Play bis 120-Euro-Edition – und diese Flexibilität könnte langfristig mehr bringen als ein pauschaler Preisanstieg.
Doch klar ist auch: Wenn alle anderen erhöhen, wird EA sich dem Markttrend auf Dauer kaum entziehen können. Die grosse Frage lautet also nicht ob, sondern wann.
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