Chinas Smartphone-Giganten planen den Google-Ausstieg – HyperOS 3 als erster Schritt?

Kevin Kyburz
6. Mai 2025
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Laut neuen Berichten aus China bereiten sich mehrere grosse Smartphone-Hersteller offenbar darauf vor, sich langfristig von Google und dem Android-Ökosystem zu lösen. Im Zentrum der Entwicklung steht der Elektronikriese Xiaomi, der gemeinsam mit Huawei und dem BBK-Konzern – zu dem Marken wie Oppo, Vivo und OnePlus gehören – an einer eigenständigen, Google-freien Plattform arbeiten soll.

Ein zentraler Baustein könnte das kommende Betriebssystem HyperOS 3 von Xiaomi sein, das in der zweiten Jahreshälfte 2025 erwartet wird. Beobachter:innen sprechen von einem „inkrementellen Ausstieg“ aus der Google-Welt, der zunächst vor allem auf struktureller und systemtechnischer Ebene beginnt.

Was steckt hinter der Abkehr von Google?

Chinesische Hersteller sind spätestens seit dem US-Bann gegen Huawei mit der Abhängigkeit von Google-Diensten konfrontiert. Zwar basiert Android auf Open Source (AOSP), doch essenzielle Funktionen – etwa der Google Play Store, Google Maps, Gmail oder YouTube – gehören zum proprietären Teil des Google-Ökosystems.

Ein eigenständiges Betriebssystem würde chinesischen Marken mehr Kontrolle über Software, Update-Zyklen und Monetarisierung bringen – unabhängig von US-Regulierungen oder Lizenzverträgen.

Mit HyperOS 3 könnte Xiaomi die ersten Schnittstellen und Strukturen aufbauen, um das System künftig mit eigenen App-Stores, Cloud-Diensten und KI-Funktionen zu betreiben – unabhängig von Google Mobile Services (GMS).

Gemeinsam stark? Huawei, BBK & Xiaomi kooperieren offenbar

Besonders bemerkenswert: Laut Informationen von XiaomiTime soll Xiaomi nicht allein an der Lösung arbeiten, sondern in enger Kooperation mit BBK Electronics und Huawei. Das würde bedeuten, dass Marken wie OnePlus, Oppo, Realme, Vivo und Honor mittelfristig auf dieselbe technische Basis setzen – mit eigenen Oberflächen, aber gemeinsamen Kerntechnologien und App-Plattformen.

Für Entwickler:innen hätte das durchaus Vorteile: eine zentrale App-Basis, ein gemeinsamer Store, mehr Reichweite. Gleichzeitig entstünde eine echte Alternative zum Play Store – zumindest in Asien.

Wie realistisch ist eine Google-freie Alternative in Europa?

Für westliche Märkte dürfte ein echter Ausstieg von Google jedoch extrem schwierig werden. Zu dominant ist der Play Store als App-Quelle, zu tief verwurzelt sind Dienste wie Maps, Gmail oder Google Pay im Alltag. Viele Nutzer:innen setzen auf die gewohnte Google-Integration – auch, weil sie mit plattformübergreifender Synchronisierung (Chrome, Kalender, Drive) verbunden ist.

Die grossen Fragen bleiben:

  • Wie ersetzt man die gewohnten Google-Dienste technisch und nutzerfreundlich?
  • Welche App-Entwickler würden einen alternativen Store (erneut) unterstützen?
  • Wie viel Vertrauen können Huawei & Co. im Westen wieder aufbauen?

Der Misserfolg von Microsofts Windows Phone und Samsungs Tizen zeigt, wie schwer es ist, ein alternatives Mobil-Ökosystem zu etablieren – selbst mit Milliarden-Budgets.

Fazit: Ein mutiger Plan mit vielen Hürden

Mit HyperOS 3 beginnt Xiaomi offenbar, sich schrittweise aus der Abhängigkeit von Google zu lösen – und das nicht allein. In Kooperation mit BBK und Huawei könnte ein chinesisches Mobilbetriebssystem entstehen, das langfristig Android ersetzen oder ablösen soll.

Für den asiatischen Markt ist das durchaus realistisch. Für Europa oder Nordamerika hingegen wird entscheidend sein, ob eine Google-freie Plattform funktional gleichwertig, nutzerfreundlich und datenschutzrechtlich vertrauenswürdig gestaltet werden kann.

Wäre ein Google-freies Android für dich vorstellbar?

Oder bleibt Google trotz aller Kritik alternativlos? Schreib uns deine Meinung in die Kommentare!

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Kevin Kyburz

Geschrieben von Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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