Wer kennt das nicht? Wenn man im Ausland Bargeld am Automaten zieht oder mit der Karte zahlt, bleibt immer dieses mulmige Gefühl, Geld verloren zu haben. Ein schlechter Wechselkurs und die Gebühr für den Auslandseinsatz gehören zum Reise-Alltag.
Aber es gibt Alternativen! Seit ein paar Wochen nutze ich die App des Londoner Startups revolut«>Revolut. Das Geldausgeben macht jetzt richtig Spass. Revolut verlangt weder im Inland noch im Ausland Gebühren bei der Nutzung der hauseigenen Mastercard und obendrauf bekomme ich einen fairen Wechselkurs.
25 Währungen im digitalen Portemonnaie
In nur zehn Minuten hatte ich mir ein Schweizer-Franken-Konto in der Revolut-App eingerichtet. Wer möchte, kann mehrere Währungskonten parallel führen: 25 verschiedene Währungen stehen zur Auswahl, darunter Euro, US-Dollar, Britische Pfund, Schwedische Krone, Türkische Lira, Japanischer YEN und Thai Baht.
Da ich Revolut auch zum Bezahlen und Geldabheben benutzen wollte, habe ich mir gleich eine an die App gekoppelte Kreditkarte bestellt. Als Revoluter hat man die Wahl zwischen einer virtuellen und einer physischen Mastercard. In der kostenlosen Standard-Mitgliedschaft muss man für die erste virtuelle Karte nichts bezahlen, für die physische Karte und jede weitere virtuelle sind 7 Schweizer Franken zu berappen. In der kostenpflichtigen Premium-Mitgliedschaft (8,99 CHF/ Monat) sind alle Kreditkarten gratis.
Insgesamt kann man zwei physische und fünf virtuelle Karten halten. Die Vorteile der virtuellen Karten: man kann sie nicht verlieren und sie sind sofort einsatzbereit. Auf die Mastercard in Plastik musste ich aber auch nicht lange warten: schon nach drei Tagen fand ich sie bei mir im Briefkasten.
Kreditkarte ohne Bonitätsprüfung!
Vor der Karten-Bestellung musste ich das Konto mit mindestens 10 Schweizer Franken aufladen. Die Revolut-Karte funktioniert auf Guthabenbasis – eine Bonitätsprüfung ist daher nicht nötig. Kunden aus Deutschland mussten zuletzt mindestens 50 Euro aufladen.
Als mittlerweile überzeugter Revoluter habe ich gerade 1.500 Euro auf einmal in London deponiert. Nach den anfänglichen Spielereien in der App will ich nun mit etwas mehr Geld unterwegs sein. Die Aufladung habe ich dieses Mal mittels Überweisung gemacht, da ich testen wollte, ob ich auch ohne die Kreditkarte meiner Hausbank auskomme. Der Geldtransfer über SEPA lief problemlos und gebührenfrei, da man sich ein eigenes IBAN-Konto in Euro bei Revolut einrichten kann. Ärgerlich ist der mitunter schlechte Wechselkurs der Schweizer Hausbank von CHF in EUR.
Wer seine Schweizer Franken ohne Umtausch verschicken möchte, muss eine sogenannte SWIFT-Überweisung auf ein Revolut-Gemeinschaftskonto tätigen. Hier werden aber in der Regel Transaktionsgebühren bei der Hausbank fällig. Auch die Zahlung mit einer externen Kreditkarte zur Auffüllung des Revolutkontos kann mit Gebührenzahlungen an den Kartenaussteller verbunden sein.
Wenn die Währung keine Rolle mehr spielt!
Zahlt man im Ausland mit Kreditkarte oder hebt Geld am Automaten ab, muss der Schweizer Franken vom Kreditkartenkonto in die Auslandswährung umgetauscht werden. Normalerweise bekommt man hier von den Banken einen schlechten hauseigenen Wechselkurs.
Revolut macht das anders: Für über 120 Währungen bietet das Londoner Startup seinen Kunden den günstigen Grosshandels-Kurs an – ein Wechselkurs, den sich Banken untereinander gönnen. Die aktuellen Kurse werden in der App angezeigt. Ist der Wechselkurs zur Währung des Urlaubslandes günstig, kann man auch schon Wochen vor der Abreise seine Schweizer Franken oder Euros in die Zielwährung umwandeln. Allerdings stehen für den vorzeitigen Geldwechsel in der App nur die 25 Währungen zur Verfügung, in denen man auch ein Konto führen kann.
Bei der Standard-Mitgliedschaft kann man bis zu 6.000 Schweizer Franken kostenlos tauschen – im Rahmen von Kartenzahlungen, Überweisungen und In-App-Geldwechseln. Danach wird in der Regel eine Gebühr von 0,5 % fällig. Premium-Mitglieder können unbegrenzt von den kostenlosen Geldwechseln in über 120 Währungen profitieren. Am Wochenende gibt es kleine Aufschläge, da der Handel am Grossmarkt dann ausgesetzt ist.
Freunden Geld senden? In wenigen Sekunden erledigt
Für den Bargeldbezug am Automaten erhebt Revolut bis zur Grenze von 200 CHF im Monat keine Gebühren. Bei Premium-Mitgliedern liegt die Grenze bei 400 CHF. Wer diese Limits überschreitet, muss 2 % auf den Ausgabebetrag zahlen. Für SEPA-Bank-Überweisungen in Euro, die Kartenzahlung im Laden oder das Geldversenden an Freunde innerhalb der App will Revolut grundsätzlich keine Gebühren.
Die App zeigt mir, wer von meinen Freunden und Bekannten schon bei Revolut ist, indem die gespeicherten Kontakte in meinem Smartphone durchforstet werden. Sobald ich Geld an einen dieser Kontakte verschicke, wird der Betrag sofort im Revolutkonto des Empfängers gutgeschrieben.
Kryptowährungen fast ohne Gebühren kaufen
Wer den Premium-Service nutzt, kann sich über eine zusätzliche Funktion freuen: den Kauf von Bitcoin, Ethereum und Litecoin. Revolut erhebt beim Erwerb einen Aufschlag von 1,5 % auf den Kurs der Kryptowährungsbörse Bitstamp. Das ist günstig im Vergleich zu Coinbase, die fast 3,4 % über diesem Kurs liegen. Bei eToro sind es circa 3,75 %.
Rechnungen kann man nur indirekt mit dem digitalen Geld bezahlen. Sind alle anderen Währungskonten in der App leer, greift Revolut bei Kartenzahlungen oder beim Geldabheben auf die Kryptowährungen zurück und tauscht sie in die passende Währung um. Direkt nutzen kann man Bitcoin, Ethereum und Litecoin, indem man Beträge in diesen Währungen an Freunde versendet oder im richtigen Moment wieder in Schweizer Franken zurück tauscht. Aber Vorsicht: Spekulationsgeschäfte sind laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verboten.
Ich bin mein eigener Sicherheits-Chef
Besonders beeindruckend finde ich die Kontrolle, die ich über meine Kreditkarten habe. Ich kann die Karten in der App sperren und entsperren, ohne irgendwelche Gebühren dafür zahlen zu müssen. Um die Sicherheit der Karten zu erhöhen, kann ich auch einfach einzelne Funktionen deaktivieren: Magnetstreifen, kontaktlose Zahlungen, Abhebungen an Geldautomaten und/ oder Online-Einkäufe.
Ich kann jederzeit mein monatliches Ausgabenlimit für Karten- und Automatenzahlungen ändern und bekomme zusätzlichen Schutz über die Funktion „standortbasierte Sicherheit“. Sollte mein Smartphone zum Beispiel in Zürich lokalisiert werden, meine Kreditkarten-Details aber in New York benutzt werden, wird die Transaktion in den USA gestoppt: wegen Betrugsverdachts!
Zahlen wir in Zukunft mit QR-Code?
Mit Apple Pay, Samsung Pay und Twint (Schweizer Grossbanken) treten mächtige Konzerne in den Ring, die das Bargeld an der Ladentheke endgültig ersetzen wollen. Gezahlt wird mit dem Smartphone über einen Funk-Chip (NFC), Magnetische Übermittlung, Bluetooth oder das Scannen eines QR-Codes.
Der Country Manager für Revolut in der Schweiz, Claudio Wilhelmer, hat dem IT Finanzmagazin kürzlich gesagt: „Man kann davon ausgehen, dass wir 2018 entsprechende Produkte auf den Markt bringen werden. NFC-basierte Verfahren stehen sicherlich im Vordergrund, aber wir schauen uns auch andere Verfahren an. Da gibt es beispielsweise spannende Lösungen wie WeChat Pay.“
Letzteres passt gut zu Revolut, da bei WeChat Pay ein QR-Code auf dem Smartphone generiert wird, den der Kassierer dann zum Abschluss der Zahlung einscannt. Im Gegensatz zum kontaktlosen Zahlen über einen Funk-Chip, die Magnet-Übermittlung oder Bluetooth, behält man bei der QR-Code-Variante ein Stück Kontrolle in der Hand.
In den Revolut-Foren äussern viele Nutzer den Wunsch, ihr Guthaben mit Apple Pay ausgeben zu können. Seit über einem Jahr wird spekuliert, wann Apple Pay eingeführt wird. Revolut hält sich noch immer bedeckt. Man arbeite daran, aber man könne erst in ein paar Wochen Genaueres dazu sagen.
Update Apple Pay und Google Pay
Seit Mai steht Apple Pay und Google Pay in ausgewählten Länder zur Verfügung. Hinweise erhält man dazu in der Revolut App.
We're working on it as we speak! We'll be making an announcement on this soon🔊
— Revolut (@RevolutApp) November 10, 2017
Fazit
Für Digital-Pioniere, die sich von ihrer national fixierten Bank befreien möchten, ist die Revolut-App ein wahrer Segen! Endlich kann man ohne schlechtes Gewissen mit der Kreditkarte im Ausland zahlen. Die Wechselkurse sind unschlagbar günstig und Gebühren-Fallen gibt es nicht.
Ich habe jetzt alle meine Schweizer Kreditkarten zurückgegeben. Denn auch in der Schweiz kann ich die Revolut-Karte ohne Probleme nutzen. Die Community wächst und so wird Revolut vermutlich das WhatsApp der digitalen Zahlungsabwicklung werden. WhatsApp hat faktisch die SMS-Gebühr abgeschafft – Revolut macht Schluss mit Geldwechsel-Gebühren.