Sicherheitslücke in Bluetooth-Kopfhörern: Forscher warnen vor Abhörgefahr

Kevin Kyburz
26. Juni 2025
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Auf der Security-Konferenz TROOPERS haben deutsche Forscher des Unternehmens ERNW eine kritische Schwachstelle in Bluetooth-Chips von Airoha offengelegt . Die Chips sind in zahllosen True-Wireless-Kopfhörern namhafter Hersteller wie Sony, JBL, Bose oder Marshall verbaut – und ermöglichen potenziell das Abhören von Nutzern durch Angreifer in Bluetooth-Reichweite.

Was die Forscher herausgefunden haben

Der Angriff basiert auf einem unsicheren, herstellerspezifischen Protokoll, das Airoha für die Kommunikation mit Smartphone-Apps vorgesehen hatte. Dieses erlaubt ohne Authentifizierung Zugriff auf:

  • Arbeitsspeicher (RAM) und Flash
  • Bluetooth-Verbindungen und kryptografische Schlüssel
  • Mikrofonsteuerung und Medienwiedergabe

Dadurch kann ein Angreifer z. B. das Mikrofon aktivieren, Anrufe auslösen oder die Verbindung zum Smartphone übernehmen – ohne Pairing oder App-Zugriff.

Welche Geräte sind betroffen?

Die Liste der angreifbaren Modelle ist lang und umfasst u. a.:

  • Sony WH-/WF-/CH-/XB-Modelle, LinkBuds S
  • JBL Live Buds 3, Endurance Race 2
  • Marshall Major V, Woburn III, Motiv II
  • Bose Quiet Comfort Earbuds
  • Jabra Elite 8 Active, Redmi Buds 5 Pro, Teufel Airy TWS 2

Laut den Forscher:innen könnten bis zu drei Millionen Geräte weltweit betroffen sein – auch weil viele Marken die Entwicklung an Drittanbieter ausgelagert haben und Airoha-Chips teilweise ohne Wissen der Hersteller verbaut wurden.

Update-Lage unklar

Zwar hat Airoha inzwischen ein fehlerbereinigtes SDK veröffentlicht – doch Firmware-Updates für Endkunden sind bislang kaum verfügbar. Für viele Geräte ist die letzte Firmware älter als der Patch vom 4. Juni 2025 – oder überhaupt nicht öffentlich einsehbar. Nutzer:innen müssen auf Updates über die jeweiligen Hersteller-Apps hoffen, die jedoch selten genutzt oder gepflegt werden.

Wie gefährlich ist das?

Ein Angriff ist nicht über das Internet möglich, sondern setzt physische Nähe (Bluetooth-Reichweite) und technisches Know-how voraus. Dennoch ist der Schaden nicht zu unterschätzen – besonders für Zielpersonen mit erhöhtem Sicherheitsrisiko, etwa:

  • Journalist:innen
  • Politiker:innen und Aktivist:innen
  • Diplomaten oder Geschäftsleute

In einem Test gelang es den Forschern z. B., Musikdaten auszulesen, das Mikrofon umzuleiten und Anrufe zu manipulieren.

Fazit: Dringend wachsam bleiben

Die Schwachstelle offenbart erneut, wie komplex die Sicherheitslage bei drahtlosen Geräten ist – gerade wenn Drittanbieter-SoCs verwendet werden. Hersteller wie Sony oder JBL haben bislang kaum reagiert, Updates sind selten sichtbar.

Techgarage empfiehlt:

  • Hersteller-App installieren und nach Updates suchen
  • Kopfhörer nicht in sensiblen Situationen verwenden
  • Bluetooth trennen, wenn nicht aktiv benötigt

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Kevin Kyburz

Geschrieben von Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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