Das «Digital Festival» hat sich als feste Grösse in der Schweizer Digitalszene etabliert: Hunderte «Digitale Macher» treffen sich auch dieses Jahr wieder vom 26.-29. September im Zürcher Schiffbau. Es ist bereits die vierte Auflage des Festivals und nun das zweite Mal, dass der Event in dieser Location stattfindet. Kein Wunder: In der industriell geprägten Umgebung im Herzen des Boom-Quartiers Kreis 5, ganz nahe beim Technopark, nahm so manche Tech-Erfolgsgeschichte ihren Anfang.
Letztes Jahr wurde mit mehr als 3’000 Besucherinnen und Besuchern der Festival-Rekord geknackt und auch heute, am Eröffnungstag des «#DiFe19», wird klar, dass auch heuer wieder hochkarätige Speaker, Erfinder, Innovatoren und digitale Vordenker aus verschiedenen Generationen hier zusammenfinden.
Networken in inspirierender Atmosphäre
Zusammenfinden ist bestimmt auch eines der Ziele der Teilnehmer: Wer sich noch nicht aus Vorjahres-Events kennt, kommt auch mit neuen Bekanntschaften schnell in Kontakt. Ich war keine drei Minuten am Festival, und schon hatte ich meinen ersten neuen «LinkedIn»-Kontakt gemacht. Ob Besucher, Veranstalter oder Speaker: Am Digital Festival haben alle einen gemeinsamen Nenner, um ins Gespräch zu kommen – und entsprechend familiär und entspannt ist die Stimmung auch.

An dieser entspannten Stimmung trägt auch das Catering bei, das im Ticketpreis inklusive ist. Die Gastronomie vor Ort ist effizient und vielfältig: Kaffee als wichtige Basis aller digitaler Entwicklungen ist überall reichlich vorhanden. Ebenfalls Snacks und Getränke und im «Food Village» wird ein breites Spektrum an Menüs für kleine und grössere Gelüste angeboten – und zwar den ganzen Tag durch. In Kombination mit den vielen Sitzgelegenheiten, um sich in eine Diskussion zu vertiefen oder noch ein paar Zeilen zu tippen, ist die Atmosphäre etwa so, wie man sich die Arbeitsumgebung bei Google vorstellt: Verspielt, aber produktiv und äusserst inspirierend.
Keynotes, Tech-Talks und Workshops
Dass man am «Digital Festival» einen Hauch von Silicon Valley verspürt, liegt nicht zuletzt an den hochkarätigen Speakern und Experten, die sich am Event die Klinke in die Hand geben. Nur schon am Eröffnungs-Vormittag traten mit Johannes Reck, Claude Zellweger und Barbara Frei drei absolute Profis in ihrem Feld auf, um ihre Expertise mit dem Publikum zu teilen.
GetYourGuide: Das kommende Reise-«Unicorn» aus dem Zürcher Technopark
Johannes Reck ist CEO von «GetYourGuide»: Einem Reiseanbieter, den man getrost als «disruptiv» bezeichnen kann. Reck hat das Unternehmen 2009 während seines Studiums an der ETH Zürich mitgegündet mittlerweile zu einer führenden Buchungsplattform für Reiseerlebnisse ausgebaut. Die Betonung liegt hier auf «Erlebnisse», denn während seiner Keynote erwähnt Reck, wie wichtig Erlebnisse für Millenials seien. Junge Menschen würden heute nach «Experiences, not things» verlangen – also weniger materielle Errungenschaften, dafür mehr Erlebtes und bleibende Erinnerungen. Diese Momente würden dann mit Hashtags versehen und auf Instagram mit Freunden und Familie geteilt.

«GetYourGuide» hat von Anfang auf diese Individualität gesetzt und im Gegensatz zu traditionellen Reiseunternehmen wie Kuoni keine festen Reisepakete geschnürt, sondern auf die Flexibilität durch das Internet gesetzt, um seinen Nutzern individuelle Reiseprogramme – basierend auf Nutzerdaten – anzubieten. Zehn Jahre später hat «GetYourGuide» über 650 Millionen US-Dollar an Investitionsgeldern eingenommen, strebt eine Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Dollar und damit den Status als «Unicorn» an und hat eine Belegschaft von weltweit über 600 Mitarbeitern vorzuweisen. Die Wachstumskurve zeige noch immer steil nach oben, doppelt der junge CEO nach. Und erwähnt sehr zur Freude des lokalen Publikus, dass das Start-Up vor einer Dekade in einem kleinen Büro im Zürcher Technopark – ein paar hundert Meter vom Ort der Keynote – gegründet wurde.
Google und die Industrie teilen ihre Expertise
Auch Google, das Vorzeigeunternehmen aus dem Silicon Valley mit starker Verankerung in der Schweiz, hat einen Experten ans Digital Festival entsendet: Claude Zellweger ist «Director of Design» beim Suchmaschinen-Giganten. An seiner Keynote spricht er über deas Human-Computer-Interface der Zukunft. Also darüber, wie Menschen mit Computern interagieren werden. Für Zellweger ist klar: Künftig werden wir noch mehr Telepräsenz erleben, auch digitale Avatare, mit denen wir in der digitalen Parallelwelt vertreten sein werden. «Virtual Reality»-Applikationen (VR) sieht er eher fürs Storytelling – also Nachrichten und Reportagen – geeignet, während «Augmented Reality» (AR) einen Platz im Alltag erobern wird. Bereits jetzt setzt Google ja mit «Wayfinder» in der «Maps»-App oder mit «Google Lens», die mittlerweile Texte aus Büchern vorlesen kann, stark auf AR.

Den Abschluss eines Vormittags, der extrem dicht an Informationen und Inputs ist, macht Barbara Frei mit ihrer Keynote. Als Mitglied der Konzernleitung teilt Barbara Frei Einblicke darin, wie das internationale Milliardenunternehmen Schneider Electric die Menschen als integralen Bestandteil beim Wechsel auf die viel zitierte «Industrie 4.0» mitnimmt, welche Veränderungen und Adaptionen vorgenommen werden müssen und welche Erkenntnisse auf diesem Weg gewonnen wurden. Besonders spannend ist bei ihrem Vortrag herauszuhören, wie bei Schneider Electric die Transition in ein neues Zeitalter gemacht wird, während das Unternehmen gleichzeitig die Arbeitsfelder ihrer weltweit 137’000 Angestellten weiter sichern muss. Auf grossen Anklang beim Publikum stösst auch die von ihr propagierte Philosophie: «Wenn ein Team bei einer Aufgabe scheitert – wechsle nicht das Team aus. Lass sie noch einmal probieren.»

Und nun auf zu den «Digital Labs»
Für einen ersten Vormittag am «Digital Festival» war das viel Wissen. Wir nehmen diese Learnings gerne mit und freuen uns auf eines der «Digital Labs», bei denen sich die Festivalteilnehmer in kleineren Gruppen auf ein bestimmtes Thema fokussieren können. Auf dem Programm stehen Themen rund um Schlagwörter wie «Agile Working», «Digitale Ethik» oder «The Spiritual Robot». Doch mehr dazu an Tag zwei…