Was Apple in der EU bereits umsetzen musste, droht nun auch im Heimatmarkt: Mit dem „App Store Freedom Act“ hat die republikanische Abgeordnete Kat Cammack einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der grosse Plattformbetreiber wie Apple und Google dazu verpflichten soll, mehr Wettbewerb und Nutzerfreiheit auf mobilen Geräten zuzulassen. Konkret geht es um Sideloading, alternative App-Stores, freie Zahlungswahl und einen diskriminierungsfreien Zugang für Entwickler.
Der Vorstoss reiht sich ein in eine zunehmende Kritik an Apples restriktivem Plattformmodell – und könnte, sollte er verabschiedet werden, gravierende Folgen für die US-Version von iOS haben.
Was sieht der App Store Freedom Act vor?
Das Gesetz richtet sich an Unternehmen mit mehr als 100 Millionen US-Nutzer:innen – und trifft damit direkt Apple und Google. Die wichtigsten Punkte:
- Nutzer:innen sollen alternative App-Stores installieren und als Standard festlegen können
- Sideloading von Apps ausserhalb des App Stores muss möglich sein
- Vorinstallierte Apps sollen sich löschen oder ausblenden lassen
- Entwickler dürfen nicht mehr zu Apples Bezahlsystem gezwungen werden
- Preisparitätspflicht zwischen App-Stores soll entfallen
- Zugang zu Hardware- und Softwareschnittstellen (z. B. NFC, Kamera, Siri) muss diskriminierungsfrei sein
Ziel ist es laut Gesetzgeberin, „den digitalen Marktplatz fairer und offener zu gestalten“ – ähnlich wie es die EU mit dem Digital Markets Act (DMA) getan hat.
Mögliche Strafen: Millionen pro Verstoss
Verstösse gegen das Gesetz sollen künftig durch die FTC (US-Verbraucherschutzbehörde) und Generalstaatsanwälte einzelner Bundesstaaten verfolgt werden können. Pro Fall sind Strafen von bis zu einer Million US-Dollar möglich.
Das Gesetz soll bundesweit gelten – widersprechende Regelungen einzelner Bundesstaaten würden übersteuert, ausgenommen sind nur Vertragsrecht, Betrugsbekämpfung und Datenschutzfragen.
Kritik von Branchenverbänden: Gefahr für Sicherheit?
Während Entwickler und Plattformkonkurrenten den Vorschlag begrüssen dürften, kommt Kritik von der Computer & Communications Industry Association (CCIA). Man befürchte, dass durch die Öffnung die Sicherheit der Nutzer:innen leidet, weil Apple und Google weniger Kontrolle über installierbare Apps hätten.
Diese Bedenken sind nicht neu – Apple betont seit Jahren, dass der geschlossene App Store ein zentraler Bestandteil des Sicherheitsmodells von iOS sei.
Kontext: Apple steht unter zunehmendem Druck
Der Gesetzesentwurf fällt nicht zufällig in eine Phase erhöhter regulatorischer Aufmerksamkeit:
- Eine US-Richterin warf Apple kürzlich vor, eine gerichtliche Auflage zur App-Store-Öffnung unzureichend umgesetzt zu haben
- Das US-Justizministerium führt ein umfangreiches Kartellverfahren gegen Apple, das sich auf das gesamte Geschäftsmodell auswirken könnte
- Die jüngsten Änderungen in der EU (z. B. Drittanbieter-Store-Erlaubnis unter iOS 17.4) zeigen, dass sich Apples System auch technisch öffnen lässt – wenn es muss
Fazit: Öffnet Apple bald auch in den USA?
Der App Store Freedom Act könnte – wenn er Gesetz wird – Apples Plattformstrategie in den USA grundlegend verändern. Für Nutzer:innen bedeutet das mehr Auswahl, für Apple einen massiven Kontrollverlust. Ob der Entwurf politische Mehrheit findet, ist offen – doch der politische Druck auf Apple wächst.
Sollte Apple tatsächlich auch im Heimatmarkt zu Sideloading, Drittanbieter-Stores und offener Bezahlstruktur gezwungen werden, dürfte sich das Unternehmen künftig strategisch weltweit auf eine offenere iOS-Zukunft vorbereiten müssen.
Was hältst du vom App Store Freedom Act?
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