Die Science-Fiction-Idee von Hightech im Auge kommt einen Schritt näher: Das Start-up Xpanceo hat sich 250 Millionen US-Dollar gesichert, um seine Prototypen smarter Kontaktlinsen weiterzuentwickeln. Die Vision ist radikal – und wirft viele Fragen auf.
Display im Auge: Was Xpanceo wirklich plant
Xpanceo aus Dubai hat bereits 15 funktionierende Prototypen präsentiert. Sie reichen von Kontaktlinsen mit winzigen Displays bis hin zu Sensoren, die Augeninnendruck und Glukosewerte aus der Tränenflüssigkeit messen sollen. Weitere Linsen demonstrieren Nachtsicht, kabelloses Laden, Farbkorrektur und sogar 3D-Darstellung. Das Ziel: eine Kontaktlinse, die viele heutige Geräte ersetzt – und vielleicht sogar das Ende klassischer Bildschirme einläutet.
Diese Aussagen stammen allerdings aus dem Marketinghandbuch. In der Realität hat das Unternehmen laut eigener Aussage noch kein klinisch testbares Modell vorzuweisen. Bis Ende 2026 soll ein solches vorliegen – ein ehrgeiziger Zeitplan für eine Technologie, die direkt ins Auge eingesetzt wird.
Finanzierung mit viel Fantasie – und Risiken
Mit der aktuellen Finanzierungsrunde steigt Xpanceos Bewertung auf 1,35 Milliarden US-Dollar. Hauptinvestor ist erneut Opportunity Venture, das schon 2023 mit 40 Millionen US-Dollar einstieg. Das Start-up wurde 2021 von Roman Axelrod (Russland) und Valentyn Volkov (Ukraine) gegründet – letzterer ist Experte für Nanophotonik und fortschrittliche Materialien.
Rund 100 Fachkräfte arbeiten an der Vision. Doch selbst wenn alle technischen Hürden genommen würden, bleibt der regulatorische Weg: Medizinische Zulassungen etwa durch die FDA sind aufwendig und langwierig. Und: Der Markt für invasive Technologie wie Kontaktlinsen dürfte deutlich kleiner sein als etwa für Smart Glasses, die einfacher zu handhaben und gesellschaftlich akzeptierter sind.
Blick zurück: Warum Mojo Vision scheiterte
Die Geschichte kennt bereits ein ähnliches Projekt: Mojo Vision entwickelte ebenfalls smarte Kontaktlinsen – mit deutlich mehr Kapital, aber ohne Marktstart. Trotz Investitionen von über 200 Millionen US-Dollar wurde das Projekt 2023 gestoppt. Die Technik war faszinierend, der Markt jedoch noch nicht reif. Stattdessen konzentriert sich Mojo heute auf MicroLEDs – eine Technologie mit schnellerem Renditepotenzial.
Xpanceo steht also vor einer doppelten Herausforderung: Der technische Durchbruch muss gelingen – und es braucht Investoren mit sehr langem Atem.
Würdest du dir eine smarte Kontaktlinse einsetzen lassen? Oder bleibst du lieber bei Smartphone & Co.? Sag uns deine Meinung in den Kommentaren!