Ein Jahr vor der US-Wahl liefert Donald Trump einen politischen Aussetzer, der selbst für seine Verhältnisse bemerkenswert ist: Bei der Vorstellung seines neuen AI Action Plans gab der Präsident zu, dass er ursprünglich den Technologie-Giganten Nvidia zerschlagen wollte – ohne zu wissen, was das Unternehmen überhaupt ist.
„Was zum Teufel ist Nvidia?“
Während seiner Rede gestand Trump offen, dass er in einem frühen Briefing zur US-KI-Strategie vorgeschlagen habe, „diesen Typen zu zerschlagen“ – gemeint war Nvidia-CEO Jensen Huang. Auf die Rückfrage seiner Berater, wer Huang sei, habe er gesagt:
„Was zum Teufel ist Nvidia? Ich habe noch nie davon gehört.“
Ein Satz, der besonders absurd wirkt, wenn man bedenkt, dass Nvidia im Juli 2025 als erstes Unternehmen überhaupt die Marke von vier Billionen Dollar Börsenwert überschritten hat – und damit aktuell das wertvollste Unternehmen der Welt ist. Die Kalifornier sind nicht nur führend bei Grafikkarten, sondern versorgen praktisch die gesamte Tech-Welt mit KI-Hardware – darunter Microsoft, Amazon, Meta, Google und zahllose Startups.
Nvidia: Vom Gaming zu globaler KI-Dominanz
Gegründet 1993, begann Nvidia als Hersteller von Grafikkarten für PC-Spiele. Mit der Einführung der CUDA-Plattform 2006 öffnete sich das Unternehmen für allgemeine Rechenaufgaben – ein entscheidender Schritt in Richtung Künstliche Intelligenz. Heute gelten Nvidias GPUs als Rückgrat der KI-Revolution, ob in Rechenzentren, Sprachmodellen oder autonomen Systemen.
Vom Feindbild zum Verbündeten
Trumps erste Idee – Nvidia aufzuspalten – wurde von seinen Beratern schnell abgeräumt. Angeblich erklärten sie ihm, dass es selbst bei einem totalen Management-Versagen zehn Jahre dauern würde, bis ein anderes Unternehmen Nvidia einholen könne. Seitdem hat sich der Ton geändert.
Trump lobte Nvidia-CEO Huang nun öffentlich:
„Dann lernte ich Jensen kennen – und jetzt verstehe ich, warum.“
Hintergrund: Huang bewegt sich zunehmend in republikanischen Kreisen. Unter anderem begleitete er Trump im Mai auf einer Wirtschaftsreise nach Saudi-Arabien – ein deutliches Signal, dass Nvidia seine politische Position in den USA absichert.
Trumps „AI Action Plan“: Weniger Regeln, mehr Kontrolle
Der neue AI Action Plan der Trump-Regierung sieht über 90 Massnahmen vor, darunter:
- Deregulierung von KI-Entwicklung
- Förderung einer US-zentrierten KI-Infrastruktur
- Stärkung geopolitischer Einflussnahme im KI-Bereich
Eine bemerkenswerte Ausnahme: Trump will eine Taskforce einrichten, um „politische Voreingenommenheit“ in KI-Systemen zu bekämpfen – ein klarer Wink in Richtung konservativer Kulturkämpfe um Sprachmodelle und Algorithmentraining.
Fazit: Politischer Fauxpas oder kalkuliertes Framing?
Trumps öffentliches Eingeständnis, das wertvollste Unternehmen der Welt nicht gekannt zu haben, wirft Fragen über seine wirtschaftliche Kompetenz auf – vor allem in einem Wahljahr, in dem KI-Technologie zur zentralen Zukunftsfrage geworden ist. Dass er Nvidia erst durch persönliche Kontakte zu schätzen lernte, wirkt wie ein Rückschritt in Sachen technologische Souveränität.
Was denkst du: War Trumps Nvidia-Moment einfach ehrlich – oder politisch brandgefährlich?