Microsoft verbannt Antivirensoftware aus dem Kernel – das steckt hinter dem drastischen Schritt

Kevin Kyburz
27. Juni 2025
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Microsoft zieht Konsequenzen aus dem CrowdStrike-Debakel: Künftig dürfen Antiviren- und Sicherheitsprogramme keinen direkten Zugriff mehr auf den Windows-Kernel erhalten. Die Massnahme ist Teil der Windows Resiliency Initiative (WRI) – und soll das Betriebssystem nachhaltig stabiler und fehlertoleranter machen.

CrowdStrike war der Auslöser

Der Schritt kommt nicht aus dem Nichts: Im Sommer 2024 hatte ein fehlerhaftes Update des Security-Anbieters CrowdStrike weltweit für Chaos gesorgt. Millionen Windows-Rechner – von Büro-PCs über Kassensysteme bis hin zu Flughafenanzeigen – stürzten ab oder konnten nicht mehr booten. Der Grund: Ein Kernel-Modul aus der Antivirensoftware.

„Solche Systemausfälle darf es in Zukunft nicht mehr geben“, schreibt Microsoft im offiziellen WRI-Blogpost.

Windows wird neu gedacht – Antivirus nur noch im User Mode

Künftig sollen Sicherheitslösungen wie Virenscanner oder Endpunkt-Tools ausschliesslich im User Mode laufen – also wie normale Programme, getrennt vom Herzstück des Systems. Diese neue Architektur wird gerade mit Partnern getestet, darunter:

  • Bitdefender
  • ESET
  • CrowdStrike
  • SentinelOne
  • Trellix
  • Trend Micro
  • WithSecure

Sie erhalten im Juli 2025 Zugriff auf die Vorschauversion der neuen Windows Endpoint Security Plattform.

Microsofts neue Sicherheitsstrategie: MVI 3.0

Unter dem Dach der Microsoft Virus Initiative (MVI) arbeitet Microsoft gemeinsam mit den Partnern an einer umfassenden Sicherheitsstrategie. Zu den neuen Vorgaben gehören:

  • Updates nur in gestaffelten Ringen
  • Live-Monitoring bei Rollouts
  • Verpflichtende Notfallmechanismen bei Problemen

„Updates für Sicherheitsprodukte müssen kontrolliert verteilt und überwacht werden, um Schäden frühzeitig zu erkennen und zurückzurollen“, so Microsoft.

Diese Praxis erinnert stark an Microsofts eigenen „Autopatch“-Ansatz für Windows Updates.

Weitere Neuerungen: Quick Recovery & schwarzer Bluescreen

Zusätzlich testet Microsoft derzeit Quick Machine Recovery (QMR) – ein Mechanismus, der bei Bootproblemen automatisch die Windows Recovery Environment (WinRE) startet. Nutzer:innen sollen so einfacher und schneller aus Systemfehlern herauskommen – ohne manuelle Reparaturen.

Und noch ein Symbol ändert sich: Der legendäre Blue Screen of Death wird schwarz. Microsoft begründet das mit besserer Lesbarkeit und einem neuen Fehler-Design im Rahmen der WRI.

Fazit: Ein mutiger, aber notwendiger Schnitt

Der direkte Zugriff auf den Kernel war jahrzehntelang Standard für AV-Software – doch genau das machte Windows in Krisenfällen verwundbar. Mit der Trennung von Sicherheitssoftware und Betriebssystemkern setzt Microsoft auf eine moderne, fehlertolerante Architektur, die Fehler wie den CrowdStrike-Crash künftig vermeiden soll.

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Kevin Kyburz

Geschrieben von Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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