Was geschah am 4. Juni 1989 auf dem «Platz am Tor des himmlischen Friedens» – dem «Tiananmen»-Platz in Peking, China? Das kommt darauf an, welche Suchmaschine man fragt.
Bei Microsofts Suchmaschine «Bing» lieferte eine Suche nach einem der bekanntesten Bilder der gewaltsamen Niederschlagung der Demokratiebewegung vor 23 Jahren keine Suchresultate. Wer nach «Tank Man» suchte, dem gab Bing nur eine leere Seite aus.
Keine verwandten Bilder – nur ein «No Results» gab Bing aus: So wie es bei einer Filterung eines bestimmten Begriffs üblich ist. Dieser «Fehler» trat in Bildersuchen auf Bing von Ländern wie den USA, Deutschland, Frankreich, Singapur und der Schweiz auf, wie Reuters berichtet. Ausgerechnet am 32. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung durch die autoritäre kommunistische Regierung. Das Internet war verunsichert: Zensur durch die CCP im Ausland?
Microsoft: «Nur ein menschlicher Fehler»
Laut Microsoft handelte es sich um ein Versehen. Das Verschwinden des Bildes sei auf einen «unbeabsichtigten menschlichen Fehler» zurückzuführen, sagte ein Microsoft-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Microsoft stellte später die Bild-Suchergebnisse wieder her, allerdings bemerkte das US-Newsportal «The Verge», dass das bekannte Bild mit diesem Namen einige Zeit lang noch immer nicht angezeigt wurde. Stattdessen ergab die Suche nach «Tank Man» auf Bing im Gegensatz zu anderen Suchmaschinen bloss generische Bilder von Kampfpanzern.
«Tank Man» gehört in China zu den zensierten Inhalten
Das Foto des Mannes im weissen Hemd, der sich auf dem Tiananmen-Platz einer Kolonne von Panzern entgegenstellt, ging im Zuge der brutalen Niederschlagung einer friedlichen Bewegung der Zivilbevölkerung um die Welt. In der Nacht zum 4. Juni 1989 ging die chinesische Armee mit Panzern und Soldaten gegen die Bevölkerung vor, die auf dem Platz für mehr Rechts- Rede- und Pressefreiheit demonstrierte.
Hunderte, nach einigen Schätzungen sogar mehrere tausende Menschen wurden dabei getötet. Die Vorfälle von 1989 sind in China bis heute ein Tabuthema, alle Gedenkveranstaltungen auf dem chinesischen Festland sind verboten. Seit 2020 verbietet zudem das neue «Nationale Sicherheitsgesetz» auch entsprechende Versammlungen in Hong Kong – die jährliche Mahnwache zum Massaker dürfte damit auch in der ehemaligen britischen Kolonie Geschichte sein.