Die chinesische Solarbranche steckt in einer paradoxen Lage: Nie zuvor wurden so viele Photovoltaikanlagen installiert, gleichzeitig schreiben führende Hersteller Milliardenverluste. Grund ist ein extremer Preisverfall durch massive Überkapazitäten, verschärft durch politischen Druck aus dem Ausland. Für Verbraucher in Europa bedeutet das günstige Solarmodule – für die Industrie in China aber eine existenzielle Krise.
Rekord-Installationen, Rekord-Verluste
Im ersten Halbjahr 2025 wurden in China 212 Gigawatt neue PV-Leistung ans Netz gebracht – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Ende Juni lag die Gesamtkapazität bereits bei 1,1 Terawatt, viermal so viel wie Ende 2020. Doch die Investitionen der Hersteller in immer neue Fabriken haben zu einer gefährlichen Überproduktion geführt.
- Tongwei meldete ein Minus von rund 693 Mio. US-Dollar.
- Trina Solar rutschte von einem Gewinn 2024 ins Minus von 420 Mio. US-Dollar.
- Longi Green Energy, eigentlich Marktführer, verzeichnete ebenfalls 360 Mio. US-Dollar Verlust.
Die Modulpreise fielen im Juli auf ein Rekordtief von 8,7 US-Cent pro Watt – ein Preisniveau, das in Europa auch den Boom bei günstigen Balkonkraftwerken weiter antreibt.
Politischer Druck aus den USA
Zusätzlich erschweren geopolitische Spannungen die Lage. Die USA haben Steuervergünstigungen für Solartechnik gestrichen und gleichzeitig hohe Zölle auf Importe aus Südostasien verhängt – genau dort, wo viele chinesische Hersteller Produktionsstätten aufgebaut hatten, um Exportbarrieren zu umgehen. Unternehmen wie Maxeon Solar Technologies verloren dadurch nahezu ihren gesamten US-Marktanteil.
Auch in Europa ist die Debatte um Handelsmassnahmen präsent. Immer wieder wird diskutiert, ob Brüssel ähnlich wie bei anderen Sektoren Schutzmechanismen einführt. Ein mögliches Szenario wären EU-Zölle auf Solarmodule, die – ähnlich wie bei der Diskussion um die Förderung von Balkonkraftwerken – unmittelbar die Preisgestaltung für Endkunden beeinflussen würden.
Regierung ruft zur Konsolidierung auf
Die chinesische Regierung fordert die Branche inzwischen auf, veraltete Produktionslinien stillzulegen. Offizielle Vorgaben wie Quoten oder Lizenzauflagen – wie man sie etwa aus dem Stahlsektor kennt – gibt es aber bislang nicht. Ohne klare Regeln droht die Preisspirale weiterzugehen, mit immer grösseren Verlusten für die Hersteller.
Auswirkungen auf Europa und Verbraucher
Für Märkte wie Deutschland, Österreich und die Schweiz hat die Krise eine doppelte Wirkung: Einerseits profitieren Verbraucher von historisch niedrigen Modulpreisen, was kleine PV-Anlagen und Systeme wie den Zendure SolarFlow 800 Pro noch attraktiver macht. Andererseits wächst die Abhängigkeit von einer Industrie, die strukturell unter Druck steht. Sollte China stärker eingreifen oder Exporte begrenzen, könnten die Preise wieder deutlich steigen – und die Energiewende im DACH-Raum ausbremsen.
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