Amiga 1000: Vor 40 Jahren begann das 16-Bit-Zeitalter im Wohnzimmer

Kevin Kyburz
24. Juli 2025
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Am 23. Juli 1985 präsentierte Commodore den Amiga 1000 – einen Heimcomputer, der seiner Zeit weit voraus war und trotzdem kommerziell lange unter dem Radar blieb. Während der C64 als Massenphänomen in die Geschichte einging, stand der Amiga für eine neue Ära: Multitasking, Farb-GUI, Stereosound und 16-Bit-Power – alles in einem erschwinglichen Rechner. Und doch prägte er die Computerlandschaft eher leise als laut.

Der Versuch, den Computer neu zu erfinden

Ursprünglich nur ein Motherboard mit dem Codenamen „Lorraine“, war der Amiga 1000 das Ergebnis einer Vision: Ein leistungsstarker Allround-Computer für Privatanwender und Büros – erschwinglich, offen und zukunftstauglich.

Im Zentrum stand Jay Miner, bereits bekannt durch die Atari VCS 2600 und die Heimcomputer Atari 400/800. Seine Idee: eine Maschine mit Multitasking-Betriebssystem, guter Erweiterbarkeit und echten Audio- und Grafikfähigkeiten – und das alles zu einem Preis, der deutlich unter klassischen Workstations liegen sollte.

Der (Fast-)Pakt mit Atari

Die Finanzierung des ambitionierten Projekts drohte zu scheitern – bis Atari mit einem Darlehen von 500.000 US-Dollar einsprang. Der Deal: Sollte die Summe bis zum 30. Juni 1984 nicht zurückgezahlt sein, würden alle Rechte an Atari übergehen.

In buchstäblich letzter Minute kaufte Commodore die Firma Amiga Inc. – und bezahlte damit gerade noch rechtzeitig. Der Amiga wurde so zur Commodore-Maschine – mit all ihren späteren Erfolgen und Fehlern.

Geöffnete Elektronik mit sichtbarer Leiterplatte, mehreren integrierten Schaltkreisen, Kondensatoren, einem Lüfter links und einem Metallgehäuse rechts, das ein Laufwerk oder ein ähnliches Bauteil enthält. Mehrfarbige Kabel verbinden verschiedene Komponenten.
Commodore Amiga 1000 – cover removed

Technologisches Meisterstück – schlecht vermarktet

Der Amiga 1000 war 1985 eine technische Sensation:

  • Motorola 68000 als 16/32-Bit-Herzstück
  • Drei eigens entwickelte Custom-Chips:
    • Agnus (DMA- und Videosynchronisation)
    • Denise (Grafikausgabe mit bis zu 4.096 Farben)
    • Paula (vierkanaliger Stereosound)
  • Volles Multitasking, GUI und Maussteuerung
  • Erweiterbar mit Speicher, Floppy, Drucker, Monitor – alles über Standardports

Doch der Einstiegspreis von 5.900 DM (heute rund 6.500€) schreckte ab. Hinzu kamen Lieferengpässe, fehlendes Marketing und eine unklare Zielgruppe. Zudem versuchte Commodore parallel den C128 zu etablieren – und zersplitterte damit Ressourcen und Aufmerksamkeit.

Der späte Erfolg des Amiga – dank Aufteilung

Erst mit der Einführung des Amiga 500 (für Heimanwender) und des Amiga 2000 (für Profis) im Jahr 1987 kam der kommerzielle Erfolg.

  • Der Amiga 500 bot hohe Grafikleistung zum erschwinglichen Preis – ideal für Gamer.
  • Der Amiga 2000, entwickelt in Braunschweig, zielte auf Kreative und Büros mit Erweiterungskarten und professionellem Design.

Bis zur Commodore-Pleite 1994 wurden weltweit rund 6 Millionen Amiga-Rechner verkauft – davon eine Million in Deutschland. Doch der Erfolg blieb klar hinter dem C64 zurück, der über 22 Millionen Mal verkauft wurde.

Der Amiga lebt weiter – als Legende

Trotz seines kommerziellen Nischendaseins wurde der Amiga 1000 zu einem der prägendsten Heimcomputer der 80er.

Ob in der Demoszene, bei digitalen Künstler:innen oder Musikproduzenten – der Amiga war oft der erste Computer, mit dem echte Kreativität entstand.

Auch heute lebt er weiter:

  • In Emulatoren wie WinUAE
  • In Mini-Konsolen wie dem TheA500 Mini
  • In Dokus wie „Die Amiga-Story“ (z.B. auf YouTube oder in der ZDF-Mediathek)

War der Amiga 1000 dein erster Computer? Oder hast du seine Stärken erst später entdeckt?

Erzähl uns deine Erinnerungen – oder deinen Blick auf diese fast vergessene Legende – in den Kommentaren!

Written by
Kevin Kyburz

Geschrieben von Kevin Kyburz

Kevin Kyburz ist seit einem Jahrzehnt als Blogger unterwegs und darf seine Meinung zu aktuellen Tech-Themen auch mal im Radio oder in Tageszeitungen unterbringen. Als ehemaliger Kolumnist für eine grosse Pendlerzeitung hat er ein Gespür für technische Fragen von Lesern entwickelt und versucht diese so gut wie möglich zu klären. Wenn er nicht gerade mit Technik beschäftigt ist, widmet er sich der Natur und der Fotografie.

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